Zungenschaber: Sinn oder Unsinn?

Das Schaben der Zunge mittels eines Zungenschabers ist in vielen Teilen der Welt ein fest integrierter Bestandteil in der täglichen Mundhygiene. Der auf der Zunge angelagerte Biofilm enthält Bakterien, die unter Umständen Karies, Zahnfleischerkrankungen und schlechten Atem verursachen können.

TikTok-Videos, in denen für die Verwendung von Zungenschabern plädiert wird, generierten Millionen Aufrufe und stellten die Hypothese auf, dass das regelmäßige Zungenschaben Mundgeruch vertreiben könne.

Eine Reihe von Untersuchungen hat gezeigt, dass die Freisetzung von flüchtigen Schwefelverbindungen, die bei Ansammlung auf Zunge und Zahnfleisch zu Mundgeruch führen können, verringert werden kann, wenn ein Zungenschaber zum Einsatz kommt. Dafür reicht es aus, die Zunge ein- bis zweimal täglich für etwa 15–30 Sekunden zu reinigen. Dabei sollte der Schaber möglichst weit hinten auf der Zunge angesetzt und die Handbewegung von hinten nach vorne ausgeführt werden, um den Biofilm effektiv zu entfernen. Die begrenzten Belege deuten darauf hin, dass die regelmäßige Beseitigung des oralen Mikrobioms auf der Zunge den Atemgeruch verbessern kann.

Jedoch gibt es auch Vorbehalte gegen den Einsatz des Zungenkratzers. So kann Mundgeruch nicht nur durch Bakterien, sondern auch durch Karies, Mandelentzündungen oder Säurerefluxbeschwerden verursacht werden. In diesen Fällen hat ein Zungenschaber keinen Effekt auf den Geruch des Atems. Zudem sind die Vorteile des Zungenschabens nur von kurzer Dauer, und wird nicht die richtige Technik angewendet, reduziert sich die Wirksamkeit. Auch können beim Abschaben der Zunge wichtige Bakterien, die für Stoffwechselprozesse im Körper relevant sind, mitabgetragen werden. Ein aggressives Vorgehen beim Schaben kann die Zunge zum Bluten bringen.

Bisher fehlen qualitativ hochwertige klinische Studien, um den Nachweis der Funktion der Zungenschaber zu erbringen. Darauf haben die TikTok-Videos aufmerksam gemacht.

Quelle: Medical Xpress/The Conversation