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Verteilungsproblem statt Ärztemangel

Nicht die Zahl der Ärzte, sondern deren österreichweite Verteilung ist anzupassen. © Niyazz - shutterstock.com
MedUni Graz

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Mo. 16 Dezember 2019

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GRAZ - Die Rektoren der drei MedUnis kritisieren die Forderung nach Verdoppelung der Studienplätze in Österreich.

Die Rektoren der drei Medizinischen Universitäten in Österreich – Univ.-Prof. Dr. Hellmut Samonigg (MedUni Graz), Univ.-Prof. Dr. W. Wolfgang Fleischhacker (MedUni Innsbruck) und Univ.-Prof. Dr. Markus Müller (MedUni Wien) – kritisierten Mitte September bei einer Pressekonferenz in Wien die politisch geforderte Verdoppelung der Studienplätze für das Fach Medizin. Sie stellten gemeinsam klar, dass mehr Studierende und mehr künftige Ärzte die „völlig falsche Strategie“ wider dem drohenden Ärztemangel ist und dass eine Verdoppelung der Plätze sogar negative Folgen für den Standort Österreich haben würde. Vielmehr müssten bereits jahrelang bestehende „Fehler im System“ behoben und die Rahmenbedingungen für die ärztliche Tätigkeit in Österreich verbessert werden, um die Attraktivität zu erhöhen. „Österreich ist schon jetzt ein Nettoproduzent von Ärzten für die ganze Welt, ein Ausbau der Studienplätze würde das nur verstärken. Wir würden mit österreichischem Steuergeld nur noch mehr Mediziner für andere Länder ausbilden“, betonte MedUni Wien-Rektor Markus Müller. Umgerechnet auf die Bevölkerung habe Österreich im internationalen Vergleich schon jetzt eine sehr hohe Anzahl an Absolventen im Fach Medizin. Allerdings beginnen laut aktuellen Statistiken nur sechs von zehn von ihnen, in Österreich zu arbeiten.

Hohe Ärztedichte, Fehler im System

Vielmehr gebe es in Österreich eine sehr hohe Ärzte- und Absolventendichte. In den 1980er-Jahren noch gab es in Österreich rund 20.000 Ärzte. „Damals war von einer Ärzteschwemme die Rede“, erinnert sich MedUni Graz-Rektor Hellmut Samonigg. „Heute ist diese Zahl auf rund 45.000 angestiegen. Nun wird allerdings das Szenario eines drohenden Ärztemangels skizziert.“ Dieser sei vor allem regional zu diagnostizieren, Probleme bestünden insbesondere am Land und in bestimmten Fächern, zum Beispiel in der Allgemeinmedizin – aber nicht durchgängig bundesweit. Und diese seien auch künftig nicht zu erwarten. Generell sei es daher wichtig, die klar erkennbaren Mängel im System zu beheben, als noch mehr Ärzte zu „produzieren“. Es müssten daher durch politische Maßnahmen vielmehr bessere Arbeitsbedingungen und vor allem andere Praxisformen und andere Kulturen der Zusammenarbeit zwischen den Ebenen der ambulanten Versorgung geschaffen werden, um die Attraktivität des Standorts Österreich zu steigern.

Appell an die Politik

Eine Verdoppelung der Studienplätze hätte aus Sicht der Rektoren zudem einen zusätzlichen negativen Effekt: „Für die Unis würde das ein Abgehen von der in den vergangenen Jahren verfolgten und erfolgreichen Strategie bedeuten, unsere Position im internationalen Bereich zu verbessern. Das würde nämlich unser Betreuungsverhältnis dramatisch verschlechtern, uns in den Uni-Rankings massiv nach unten treiben und hätte gravierende Auswirkungen für die Forschung zur Folge. Daher müssen wir an die Politik appellieren, die Unis nicht zu schwächen“, sagten die Rektoren der drei heimischen Medizinischen Universitäten.

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