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INNSBRUCK – Die Zahnärztekammer argumentiert gegen ein Zahnambulatorium für Kassenpatienten. Die Ständevertretung läuft Gefahr, beim Patienten als Blockierer und innerhalb der Zahnärzteschaft als völlig veraltet wahrgenommen zu werden.
Bei den Zahnärzten verhält es sich ähnlich wie bei vielen anderen medizinischen Disziplinen: Kassenstellen werden mehrmals ausgeschrieben und bleiben oft verwaist. Selbst in der Inntalfurche oder auch in Innsbruck sind Kassenärzte schwer bis gar nicht mehr zu finden. In Tirol hat sich die Lage weiter zugespitzt, weil die Zahnnotfallambulanz an der Innsbrucker Klinik ihre Nachtdienste unter der Woche eingestellt hat. Für viele Patienten war die Zahnklinik die letzte Anlaufstelle, weil sie anderswo gar nicht behandelt wurden und sie sich Wahlärzte nicht leisten können. Die Zahl der Wahlärzte ist gestiegen, jene der Kassenärzte fast gleich geblieben, bei steigender Einwohnerzahl. Die Versorgung hat sich definitiv verschlechtert, die Beitragszahlungen zu den Kassen sind deshalb für den Einzelnen nicht weniger geworden.
Die Politik hat unlängst ihr Versäumnis eingeräumt und eingestanden, dass man dieser Entwicklung viel zu lange zugesehen hat. Als Lösungsansatz gelten Ärztezentren, Primärversorgungseinheiten bei den Allgemeinmedizinern. Dort sollen Ärzte in verschiedensten Arbeitszeitmodellen zusammenarbeiten können und der Patient von den längeren Öffnungszeiten profitieren. Eigentlich sollten quer durch Österreich schon viele solcher Ärztezentren stehen. In Tirol findet sich kein einziges. Gesundheitsminister Johannes Rauch von den Grünen hat die Ärztekammer österreichweit als Blockierer ausgemacht. Sie habe dafür gesorgt, dass dem eigenen Stand nicht zu viel Konkurrenz erwächst. Nun läuft die Tiroler Zahnärztekammer Gefahr, ebenso bei den Patienten als Verhinderer wahrgenommen zu werden, wenn sie keine Zahnärzteambulatorien zulassen will. Es gibt Projektwerber, die Landesregierung gibt grünes Licht. Die Kammer geht den Rechtsweg und blockiert das Projekt.
Aus Sicht der Zahnärztekammer ist verständlich, dass man auf die Prosperität seines eigenen Berufsstandes achtet. Das mag von Teilen der Zahnärzteschaft für gut befunden werden. Andererseits muss man sich fragen, wen genau die Kammer da schützt. Junge Frauen wohl eher nicht. Sie könnten, ebenso wie ihre jungen männlichen Kollegen, die eine andere Definition von Work-Life-Balance haben als ihre Vorgänger, profitieren. In Ambulanzen lassen sich andere Arbeitszeitmodelle leben als der Einzelkämpfer, der noch dazu viel Geld in die Hand nehmen muss, um sich eine Ordination einzurichten. Mehr Kassenzahnärzte wird es brauchen. Dafür muss der Wert der E-Card steigen. Für den Kassenzahnarzt, wo auch immer er ordiniert, und für den Patienten.
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