AMSTERDAM, Niederlande – Auf der EuroPerio9 wurde eine Studie vorgestellt, die den Zuwachs an Antibiotikaresistenzen bei deutschen Patienten mit schwerer Parodontitis zeigt.
Antibiotikaresistenzen steigen in allen Teilen der Welt auf ein bedenklich hohes Niveau. Gesundheitsbehörden warnen vor einer globalen Krise. Auch für die Zahnmedizin spielen Antibiotikaresistenzen eine große Rolle, da in der Zahnheilkunde verschriebene Antibiotika acht bis 11,3 Prozent der Gesamtkosten ausmachen (Norwegen, Kanada, USA). In Deutschland liegt der Anteil bei etwa 8,8 Prozent, wie Dr. Karin Jepsen, Oberärztin an der Poliklinik für Parodontologie, Zahnerhaltung und Präventive Zahnheilkunde Bonn, auf dem Kongress erklärte.
„Derzeit werden die meisten systemisch parodontalen Antibiotikabehandlungen ohne Anleitung einer vorherigen mikrobiologischen Analyse verschrieben. Das Risiko hierbei ist, dass die parodontalen Erreger resistent oder wenig anfällig für das ausgewählte Antibiotikum sind und somit das Risiko eines Therapieversagens erhöht wird“, erklärte Dr. Jepsen. Patienten mit Zahnfleischerkrankungen tragen häufig mehrere Arten von parodontalen Pathogenen in sich, die in ihrer Resistenz gegen Antibiotika variieren können. Die orale Mikrobiota scheint hierbei ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen.
„Ziel der Studie war es, das Auftreten von in-vitro-Antibiotikaresistenzen unter den Proben von Bakterien aus dem Zahnfleisch von Parodontitispatienten zu bestimmen“, so Dr. Jepsen. Hierfür wurden bakterielle Proben aus den entzündeten Parodontaltaschen von 7.804 Patienten zwischen 2008 und 2015 entnommen und in einem auf orodentale Mikrobiologie spezialisierten Labor analysiert. Ausgewählte Krankheitserreger (Keime) wurden auf ihre Anfälligkeit für verschiedene Arten von Antibiotika getestet und im Laufe der Zeit auf Arzneimittelresistenz untersucht, führt Dr. Jepsen weiter fort.
Es zeigte sich, dass vier der für die Studie ausgewählten Bakterien gegen mindestens ein Antibiotikum resistent waren. Zudem beobachteten sie für drei der Bakterien einen zunehmenden Resistenztrend.
Jepsen ist sich sicher, dass sich die meisten Fälle von Parodontitis mit konventioneller Zahnstein- und Wurzelglättung sowie mit verbesserten Mundhygienemaßnahmen (intraorale Infektionskontrolle) behandeln lassen. Sie spricht sich für die Beschränkung von Antibiotikaverordnungen aus, die Gabe von Antibiotika sollte sich hauptsächlich auf schwere Parodontitis konzentrieren. Ist der Einsatz von Antibiotika angedacht, würde das Testen von antimikrobiellen Anfälligkeiten zu einer gezielteren Behandlung führen.
Ihrer Meinung nach müssten zukünftig wichtige genetische Determinanten der Resistenz durch Genomsequenzen identifiziert werden. So sind Next-Generation-Sequenzierungsverfahren zur Definition relevanter Resistome innerhalb der Mikroben erforderlich, um Diagnostika und Therapeutika zur Behandlung von Infektionen mit resistenten Bakterien zu entwerfen.
Dr. Jepsen zufolge plant die EFP die Entwicklung einer Leitlinie zu diesem Thema für 2019.
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