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Sparzwang – Praxis auf Patienten hin trimmen

Im zahnärztlichen Solidar-Kassen-Versorgungsbereich wird es in den nächsten Jahren weder neue Versorgungs-Leistungsbereiche noch wirkliche Honorar-Aufbesserungen geben. Damit muss der private Finanzierungsanteil für Leistungen in Zahnarztpraxen deutlich an Bedeutung zunehmen, wollen die Praxen ihren heutigen Standard halten können.
Jürgen Pischel

Jürgen Pischel

Do. 9 Februar 2012

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Um das Österreich-Rating wieder auf AAA-Bestnote zu bringen, will die ÖVP gemeinsam mit dem Regierungspartner SPÖ den Anstieg der Ausgaben im Gesundheitsbereich (insgesamt rund 30 Mrd. EUR jährlich) auf das BIP-Wachstum begrenzen.

Jürgen Pischel spricht Klartext

Besonders die ÖVP hat es darauf abgesehen, in den anstehenden Verhandlungen mit dem Regierungspartner SPÖ über Sparbemühungen zur Einhaltung der versprochenen Schuldenbremse, um das Österreich-Rating wieder auf AAA-Bestnote zu trimmen, im Gesundheitswesen 1,8 Mrd. EUR einzusparen. Sie will den Anstieg der Ausgaben im Gesundheitsbereich (insgesamt rund 30 Mrd. EUR jährlich) auf das BIP-Wachstum begrenzen.

In den vergangenen zwanzig Jahren seien die Einnahmen mit dem BIP um 3,75 Prozent gewachsen – die Ausgaben hingegen um 5,5 Prozent. Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ), der mit dem ÖVP-Klubobmann Kopf für den Gesundheitsbereich im Sparpaket verantwortlich ist, bestätigt das Sparziel. Die Ärzte haben sich negativ zu „Zahlenspielereien rund um Ausgabenkürzungen“ geäußert.

Das alles heißt, im zahnärztlichen Solidar-Kassen-Versorgungsbereich wird es in den nächsten Jahren weder neue Versorgungs-Leistungsbereiche noch wirkliche Honorar-Aufbesserungen geben. Damit muss der private Finanzierungsanteil für Leistungen in Zahnarztpraxen deutlich an Bedeutung zunehmen, wollen die Praxen ihren heutigen Standard halten können. Spiegelt die OECD-Health Data 2011 für das Jahr 2010 das Verhältnis Privat-Anteile zur Kassen-Finanzierung zahnmedizinischer Leistun-gen richtig wider, dann lag es bei 57 Prozent (öffentlich/Kassen) zu 43 Prozent (privat). In Deutschland stieg im Westen (alte Bundesländer) der Anteil privat kontinuierlich von 30 Prozent im Jahr 2000 auf fast 60 Prozent im Jahr 2010. Sicher spielt die Einführung des Kassen-Festzuschuss-Systems für Zahnersatz eine wichtige Rolle. Der Patient bekommt darin auf jede private bessere Versorgung einen Grundzuschuss von der Kasse. Ebenso hilft eine Mehrkostenvereinbarung in der Füllungstherapie, dass der Kassenversicherte bei der Wahl einer Komposit- oder Keramik-Inlay-Versorgung das Geld der Amalgamfüllung von der Kasse bezahlt bekommt. Ein gerechtes System, zur Nachahmung empfohlen.

In der Schweiz, wo die Zahnärzte besonders gut dastehen, zahlen öffentliche Träger nur 5 Prozent des Leistungsgeschehens in der Praxis, 95 Prozent kommen vom Patienten privat. Das Spannende ist, dass in Österreich das Verhältnis privat/ öffentlich sich in den letzten zehn Jahren – wieder unter Bezug von OECD-Health-Data-Zahlen – praktisch nicht verändert hat. Auch angesichts der politischen Kassensparpläne gilt es für alle Zahnarztpraxen, ihr Handeln auf eine bessere Zahnmedizin als Privatleistung, so z.B. in der ästhetisch-restaurativen Versorgung, der Erwachsenen-KFO bis hin zur Parodontologie und Endodontie zu fokussieren. Nicht zu übersehen die Implantologie, die aber mit den anderen genannten Fachbereichen sich immer mehr zur Fachspezialisierung hin entwickelt. So gibt es auch etwa 20 bis 25 Prozent der Praxen, die von gewerteten 100 Prozent Privatumsätzen mehr als die Hälfte erzielen. Sie sind auf dem Weg zu einem Praxisleben selbstbestimmt, da berühren weder Kassenverträge noch neue Qualitätsnormen oder spezifische Patientenaufklärungsrechte, man ist einfach besser,

toi, toi, toi, Ihr Jürgen Pischel

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