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WIEN - Noch immer unterschätzt der Großteil der Europäer die unsichtbare Ansteckungsgefahr durch Viren, Pilze und Bakterien oder hält an Fehlannahmen fest. Das zeigt eine Umfrage des European Hygiene Council unter 8.700 Menschen aus 17 Ländern.
Europastudie zeigt hohen Aufklärungsbedarf bei Prävention
Noch immer unterschätzt der Großteil der Europäer die
unsichtbare Ansteckungsgefahr durch Viren, Pilze und Bakterien oder hält
an Fehlannahmen fest. Das zeigt eine Umfrage des European Hygiene
Council
unter 8.700 Menschen aus 17 Ländern. "Um bei der Hygiene die
vernünftige Mitte zwischen Ignoranz und Hysterie zu erreichen, ist noch
viel Aufklärung nötig", betont der Infektiologe Christoph Wenisch vom
Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital bei der Präsentation der Ergebnisse in Wien.
Größte Gefahr lauert daheim
Mythen und Unsicherheiten ranken sich vor allem um
Erkrankungen durch Lebensmittel. So glaubt etwa die Mehrheit, dass diese
Infektionen vorrangig in Fastfood-Restaurants und Schulen geschehen.
"Fakt ist jedoch, dass Lebensmittelvergiftungen am häufigsten in der
eigenen Küche den Ausgang nehmen. Die meisten sehen kein Problem darin,
rohes Fleisch und Gemüse auf dem gleichen Brett zu schneiden, obwohl
verschmutzte Oberflächen Keime übertragen können", erklärt Wenisch. Nur
jedem Vierten ist bewusst, dass nicht nur Fisch, Fleisch oder
Milchprodukte, sondern jedes Lebensmittel Infektionen auslösen kann,
sowie dass Viren auf unbelebten Oberflächen zwei Tage lang überleben
können.
Ähnliche Lücken gibt es im Wissen um
Erkältungskrankheiten und Influenza. "Zwar ist mittlerweile bekannt,
dass Händewaschen hilft, doch siegt in der Praxis häufig die
Bequemlichkeit gegen das bessere Wissen", so der Wiener
Infektionsspezialist. Manche falsche Annahmen scheinen unverwüstlich -
etwa dass Stoßlüften das Infektionsrisiko verringert, oder dass
Erkältungen von Vitamin-C-Mangel oder gar von schlechtem Wetter
herrühren, was jeweils ein Drittel der Befragten vermutet. "Kälte macht
anfälliger für Infektionen, löst sie aber nicht aus."
Krank arbeiten ist asozial
Als Maßnahmen, um bei grippalen Erkrankungen eine
Übertragung zu verhindern, nennen die meisten Befragten "nicht küssen"
und "öfter Händewaschen". Weit abgeschlagen - in Deutschland mit 40
Prozent, in Österreich 39 Prozent und in der Schweiz gar nur 35 Prozent -
liegt das Zuhausebleiben. "Über 60 Prozent in Europa würden bei
Erkältung nicht zu Hause bleiben, um so die Weiterverbreitung zu
verhindern. Die Werbung fördert dies nur noch durch Fiebersenker, die
die Arbeit in krankem Zustand erleichtern sollen. Diese Einstellung, bei
dem mir der Nächste völlig egal ist, ist völlig falsch und kommt
teuer", wettert der Mediziner.
Wenn man krank ist, dann gebietet schon die Rücksicht
auf andere das Zuhausebleiben sowie das häufigere Händewaschen als
sonst, sagt Wenisch: "Händewaschen mit Seife hilft nachweislich
vorbeugend bei Staphylokokken, bei Lungeninfektion durch Grippeviren
oder bei Durchfallerkrankungen durch Noroviren, die besonders
Hochbetagten oft zum Problem werden." Ganz allgemein sei auch Gesunden
die gründliche und regelmäßige Reinigung der Oberflächen in der Küche,
im Bad und WC zu raten. Für das Händewaschen gilt: in der Früh, am
Abend, nach jedem Toilettenbesuch, vor Nahrungszubereitung und
Kinderfüttern, vor dem Einsetzen von Kontaktlinsen oder der Einnahme von
Medikamenten.
Fr. 3. Mai 2024
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