KREMS-STEIN – Der Klartext-Autor ist als Mitgründer einer Universität für Zahnmedizin täglich mit Studierenden – es sind derzeit über 500, ganz überwiegend Zahnarztkinder – im persönlichen Gespräch zu ihren Zukunftsplänen als Zahnarzt im Beruf. Dabei zeigt sich, dass sich aus den grundlegend wandelnden Lebensentwürfen in unserer Gesellschaft völlig neue Berufsausübungswege als heute üblich, bisher dominiert von Selbstständigkeit und Einzelpraxis, ergeben werden.
Eine bedeutende Rolle spielt dabei auch, dass über 50 Prozent – ja bis zu 60 Prozent und mehr – Frauen die Approbation erwerben, die schon aus eigener Familienlebensplanung heraus andere Koordinaten für ihren Berufsweg suchen müssen. Mit einem Schlagwort umschrieben ist die Zukunft einfach zu deklarieren: vom Einzelkämpfer zum Partner. Junge angehende Zahnärzte wissen viel selbstbewusster, mit einem Wort „selbstbestimmt“, wie sie ihren Beruf ausüben werden, was aber nicht unbedingt „selbstständig“ und das allein als Einzelbehandler in der Praxis heißt. Es wollen sich über drei Viertel aller Zahnärzte, so auch Ergebnisse aus Meinungsbefragungen, in Partnerpraxen oder Netzwerken von Praxen einbinden oder auch in einem besonderen Angestelltenverhältnis auf Erfolgs basis ohne Investitions- oder Mitarbeiterverantwortung arbeiten. Ganz groß geschrieben wird „Spezialisierung“. Aber in ernsthafter Weise und nicht aus der Selbsternennung aus so genannten Tätigkeitsschwerpunkten heraus. „Kompetenz“ ist der Anspruch, mit dem man an das vielfältige Leistungsangebot, das medizinisch an den Zahnarzt immer höhere und individuell zu erwerbende Kenntnisse stellt, herangeht.
Als „Spezialist“ sich europaweit auszuzeichnen, ist gesichert nur in der Master of Science-Weiterbildung in einem der Fachbereiche der Zahnmedizin neben dem „Fachzahnarzt“ möglich. Man sucht zunehmend in der Spezialisierung eine „Alleinstellung“ als Auszeichnung, aber auch die Chance, sich kooperativ mit Kollegen auszutauschen und gemeinsam zu wirken, in jeder Beziehung das Optimale, auch in der Praxisorganisation Exzellenz herauszuholen. Aus der „Familienpraxis“ wird zunehmend ein „Unternehmen“, eine Managementaufgabe, Qualität zu erbringen und Erfolg medizinisch und wirtschaftlich zu haben. Darüber wollen die jungen angehenden Zahnärzte auch mehr Gestaltungsfreiraum für ihre Lebensplanung gewinnen, in der der Beruf nicht alles ist. Auch aus dieser Sicht hat die Einzelpraxis aus den vielfältigen Erfahrungen auch von den Eltern heraus keine guten Karten, weil sie zu viel Alleinverantwortung fordert, auch Präsenz, was besonders bei Frauen über Jahre der Familiengründung hinweg ein großes Manko darstellt. Auch die vielen Auflagen, die aus der Politik, den Krankenkassen und eigenen Körperschaften und Vereinigungen auf die Praxen zukommen, sprechen, so die jungen Zahnärzte, für unternehmerisch organisierte Mehrbehandler-Praxis-Einheiten. Nicht zuletzt befürchten viele, dass zunehmend auch aufgrund der Forderungen aus den Fachgesellschaften und deren Streben nach Existenzsicherung die Erbringung bestimmter Leistungen an „besonders nachgewiesene Fachkenntnisse“ gebunden werden wird. Dies mit der Folge des Zwanges zur Spezialisierung und Praxiskooperation.
Bleibt noch in einem Nebensatz zu erwähnen, dass natürlich auch Dental-Industrie und -handel sich diesem Wandel ebenso stellen müssen wie die Berufsvertretungen. Denn die junge Generation weiß nicht nur, was sie will, sondern auch, wie sie Veränderungen herbeizwingen kann.
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