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Parodontitis – wie steht es damit in Österreich?

Jeder zweite Zahnverlust bei Erwachsenen ist auf Parodontitis zurückzuführen. © Zsolt Bota Finna - Fotolia.com
Dr. Corinna Bruckmann, MSc; Quelle: Dental Tribune Austria

Dr. Corinna Bruckmann, MSc; Quelle: Dental Tribune Austria

Do. 25 Juli 2013

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WIEN - Im Rahmen einer aktuellen Studie wurde bei 5.350 Ambulanz-Patienten der Bernhard Gottlieb Universitätszahnklinik (BGZMK) routinemäßig eine parodontale Grunduntersuchung (PGU) durchgeführt. Davon waren 17 % wegen eines bereits akuten parodontalen Problems an die Klinik gekommen. Objektivierbare Probleme bestanden jedoch – je nach Alter – bei 37 bis 79 %! Ein Statement von Dr. Corinna Bruckmann, MSc.

Die subjektive Wahrnehmung entsprach diesen Zahlen ganz und gar nicht: Bei Jüngeren lag sie noch bei 41 %, bei den Älteren sank sie auf 24 %. Das heißt, Symptome wie Zahnfleischrückgang, Schwellungen, Blutung beim Zähneputzen oder Zahnwanderung werden offensichtlich verdrängt.

Es ist also Aufgabe des zahnärztlichen Teams, die Diagnose zu stellen und eine Therapie zu veranlassen. Eine Screeninguntersuchung – die PGU – gibt rasch einen Überblick über die Verhältnisse im Mund. Leider wird diese in Österreich nicht regelmäßig oder nicht immer richtig durchgeführt: In einer repräsentativen Fragebogenuntersuchung der BGZMK in 660 österreichischen Praxen gaben zwar 80 % der Antwortenden an, eine Screeninguntersuchung anzuwenden, aber nur in 57 % wird eine Parodontalsonde verwendet! Ein Röntgenbild alleine kann aber erst ein Spätstadium von Parodontitis identifizieren.

Viele, im Anfangsstadium noch leicht zu beherrschende, Erkrankungen bleiben also unentdeckt. Und die Therapie? Erfreulicherweise wird zunehmend professionelle Zahnreinigung angeboten. Diese ist aber nur angezeigt, wenn keine Sondierungstiefen von mehr als 4 mm vorliegen, also zur Vorsorge, bei Verfärbungen, bei Gingivitis oder im Recall. Als Therapie der Parodontitis stellt sie eine eklatante Unterversorgung dar. Parodontale Therapie ist ärztliche Aufgabe. Eine PASS kann dabei zwar sinnvoll eingebunden werden, aber ihre Ausbildung muss (neuerdings endlich gesetzlich) geregelten Qualitätskriterien entsprechen. Ein gesundes Parodont ist nicht nur für jede nachfolgende zahnärztliche Therapie – auch für Implantate – die Basis: Orale chronische Entzündungen haben auch in Hinsicht auf die allgemeine Gesundheit große Bedeutung.

Mein Appell an Sie: Helfen Sie durch frühzeitige Diagnosestellung, korrekte Therapie und Etablierung eines Nachsorgesystems mit, die Betreuung parodontal Erkrankter in Österreich zu verbessern.

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