FREIBURG - Bisher wurde ein Tumor im Kiefergelenk über einen Hautschnitt von außen entfernt. Dabei bestand das Risiko einer Gesichtslähmung. Prof. Dr. Rainer Schmelzeisen, Ärztlicher Direktor der Klinik für MKG-Chirurgie des Uniklinikums Freiburg und sein Team entwickelten ein neues schonendes Verfahren.
Freiburger Kieferchirurg entwickelt neues Verfahren zur Entfernung von Knochentumoren
Das Osteom ist ein gutartiger Knochentumor und bleibt meist symptomlos.
Entwickelt es sich an der Schädelbasis auf der Innenseite des
Kiefer-Gelenkköpfchens, stehen die Mediziner allerdings vor einer
Herausforderung.
Bei
entsprechender Größe verursacht die krankhaft angewachsene Knochenmasse
einen Gebissschiefstand, der die Patienten entstellt. Die Beweglichkeit
des Kiefers ist eingeschränkt, und der Mund lässt sich nicht mehr
vollständig öffnen, so dass die Betroffenen beim Sprechen wie auch beim
Kauen beeinträchtigt sind. Bisher wurden derartige Tumoren über einen Hautschnitt von außen
entfernt. Dabei lief der Operateur immer Gefahr, den Gesichtsnerv
(Nervus facialis) zu verletzten, und es drohte die Lähmung der gesamten
Gesichtshälfte. Ein Team um Prof. Dr. Rainer Schmelzeisen, Ärztlicher
Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie des
Universitätsklinikums Freiburg, hat nun ein Operationsverfahren
entwickelt, bei dem die Krebszellen über den offenen Mund entfernt und
der Gesichtsnerv geschont werden kann. Brüche des Gelenkköpfchens, der
häufigsten Fraktur des Unterkiefers, hatte das Freiburger Team bereits
in der Vergangenheit durch die Mundhöhle operiert, unter anderem auch
bei Spielern des Freiburger Sportclubs. „Wie wir in einer
randomisierten, kontrollierten – also einer besonders aussagekräftigen –
Studie zeigen konnten, erzielen wir auf diesem Weg sehr gute und vor
allem den Gesichtsnerv schonende Ergebnisse“, berichtet Prof. Dr. Rainer
Schmelzeisen. Dieselben positiven Resultate kann er auch bei den ersten
Osteom-Patienten vorweisen, die er durch den geöffneten Mund operiert
hat – wenngleich diese Zahlen für eine aussagekräftige Studie noch zu
klein sind. Mit dem neuen Verfahren, für das das Tuttlinger
Medizintechnikunternehmen Karl Storz eigens Spezialgeräte entwickelte,
können grundsätzlich auch andere Knochentumore im Kieferbereich entfernt
werden, beispielsweise Osteochondrome.
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