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Menschlich und medizinisch gut behandelt: Caritas Marienambulanz

Dr. Irene Holzer, Ärztliche Leiterin der Marienambulanz. © Caritas Marienambulanz Graz
Dr. Alina Ion, Dental Tribune Österreich

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Mi. 14 Dezember 2022

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GRAZ – In der Marienambulanz werden seit ihrer Eröffnung 1999 den Patienten Hilfe und Dienstleistungen angeboten, unabhängig von Alter, Geschlecht, Religion, Familienstand, sexueller Orientierung, Weltanschauung, ethnischer und nationaler Herkunft, physischen und psychischen Grenzen, politischer Überzeugung und persönlichem Verschulden. Wir sprachen mit Mag. Anna Obernosterer, Leiterin der Marienambulanz, über die Herausforderungen eines solchen Zentrums.

Während des Österreichischen Kongresses für Zahnmedizin 2022 in Graz fand am 7. Oktober in der Kastner & Öhler Rooftop Bar ein Charity Event über den Dächern der Stadt statt. Die Einnahmen von 4.100 Euro kamen direkt dem Zahnarztzimmer der Caritas Marienambulanz in Graz zugute.

Frau Mag. Obernosterer, welche Patienten werden in der Marienambulanz behandelt?
Anna Obernosterer: Die Marienambulanz wird zumeist von Menschen in schwieriger sozialer Lebenslage aufgesucht: bei österreichischen Staatsbürgern sind die Ursachen zumeist außergewöhnliche Statusübergänge (Scheidung, Arbeitslosigkeit, plötzliche Veränderung der Lebenssituation), fehlende persönliche Ressourcen (prekäre Wohnverhältnisse, Obdachlosigkeit), Suchterkrankungen oder mangelnde Informationen über die Möglichkeit medizinischer Unterstützung. Bei EU-Bürgern oder anderen Migranten handelt es sich oft um nicht erwerbstätige Personen, die keinen Anspruch auf Sozialhilfe haben bzw. Menschen, die nicht in der Grundversorgung sind. Die Angebote
der Marienambulanz richten sich daher an Menschen mit oder ohne Krankenversicherung.

Die Kontaktaufnahme mit der Marienambulanz erfolgt durch Mundpropaganda, Empfehlung durch Notschlafstellen und Flüchtlingsquartiere, Zuweisung durch aufsuchende und nachgehende Einrichtungen oder durch
öffentliche Sozial- und Gesundheitseinrichtungen, NPOs oder Privatpersonen.

Wird nur die Primärversorgung durchgeführt?
Die Angebote der Marienambulanz umfassen ambulante und nachgehende medizinische Behandlung, Medikamentenausgabe und soziale Beratung. Allgemeinmedizinische Behandlung wird täglich angeboten. Zusätzlich gibt es
zu festgelegten Terminen (2–3x/Monat) fachspezifische Angebote für Patienten ohne Krankenversicherung. Unsere Sozialarbeiterin unterstützt Menschen ohne Versicherung bei der Eingliederung ins öffentliche Gesundheits- und Sozialsystem, berät über soziale Unterstützungen und vermittelt an weitere Einrichtungen.

Jeden Mittwoch ist das Zahnzimmer geöffnet. Es werden kurative und restaurative Zahnbehandlungen durchgeführt (Wurzelbehandlungen, Füllungen, Zahnextraktion). Mithilfe der Spende des ÖGZMK können in Zusammenarbeit mit
der ÖGK nun auch einzelne nicht versicherte Personen prothetisch versorgt werden. Für Menschen, welche die Marienambulanz nicht aufsuchen (können), wird medizinische Versorgung in einem Kleinbus („Rollende Ambulanz“) angeboten, der jeden Mittwoch Abend öffentliche Plätze und Notschlafstellen in Graz anfährt.

Für Untersuchungen und Behandlungen, die nicht in unserer Ordination durchgeführt werden, können wir Patienten meist zu einem unserer 40 Kooperationspartner weitervermitteln.

Medikamente werden kostenlos an nicht versicherte Menschen bzw. an Menschen, die sich die Rezeptgebühr nicht leisten können, ausgegeben.

Wie finanziert sich die Ambulanz?
Die Marienambulanz ist durch eine Basisfinanzierung des Gesundheitsfonds Steiermark abgesichert. Mit der ÖGK Steiermark besteht ein Pauschalvertrag. Einzelne Leistungen können mit der ÖGK und der SVS verrechnet
werden. Verschiedene Subventionen (Stadt Graz, Land Steiermark und Gesundheitsministerium), Spenden und ein Sponsoringvertrag ergänzen die Einnahmen. 2022 konnten wir unter anderem eine große Spende des ÖGZMK
entgegennehmen.

Ein wichtiger Aspekt sind Zeitspenden: Wir haben ein multiprofessionelles Team aus zehn hauptamtlichen (angestellten) und 45 ehrenamtlichen Mitarbeitern (Ärzte, medizinisches Fachpersonal und Sprachmittler). Die Marienambulanz kann nur durch die vielen Zeitspenden in Form von ehrenamtlicher Tätigkeit funktionieren.

Was hat Sie dazu bewogen, sich für diese Tätigkeit zu entscheiden?
Die Marienambulanz ist eine einzigartige Einrichtung, und ich sehe meine Tätigkeit hier nicht allein als Arbeit, sondern sie ist mir eine Herzensangelegenheit. Trotz gewisser Routinen ist der Alltag sehr abwechslungsreich. Besonders bereichernd sind für mich die persönlichen Kontakte mit Patienten. So erfahre ich unmittelbar, was wir im Team positiv bewirken können. Es ist eine höchst sinnerfüllte Arbeit.

Besteht noch Unterstützungsbedarf für die Ambulanz?
Einzelpersonen und Unternehmen bzw. Gesellschaften unterstützen uns durch Geldspenden, mit denen wir dann Medikamente und Verbrauchsmaterial oder Geräte anschaffen oder auch einzelne Angebote wie die Frauensprechstunde finanzieren. Anfragen für ehrenamtliche Mitarbeit (Ärzte, medizinisches Fachpersonal und Sprachmittler) nehmen wir daher gern entgegen. Aktuell möchten wir noch unseren Zahnarzt-Pool erweitern.

Vielen Dank für das Gespräch.

Caritas der Diözese Graz-Seckau
Tel.: +43 316 8015-0
office@caritas-steiermark.at

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