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Krise: US-Zahnärzte beklagen Patientenschwund

Die Wartezimmer vieler US-Zahnärzte bleiben leer - Werbung im Netz soll die Wende einläuten (Foto: totalpics).
Florian Fügemann, pressetext.austria

Florian Fügemann, pressetext.austria

Do. 13 August 2009

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NEW YORK/TULSA/BERLIN – Die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs macht selbst vor US-Zahnarztpraxen nicht halt. Lokal Niedergelassene beziffern den krisenbedingten Schwund an Patienten bereits auf zehn Prozent seit Beginn des Jahres. Mit verstärkten Marketingaktionen will man nun eine weitere Verschärfung der Situation verhindern.  

So profitieren viele Ärzte bereits davon, dass die Krise bei Medien zu einem teils massiven Anzeigenrückgang geführt hat und die Preise für Annoncen damit vergleichsweise gering ausfallen. Aber auch über den Weg des Internets verschaffen sich krisengeplagte Zahnärzte als Kleinunternehmer Gehör.

„Die Situation in den USA lässt sich mit der in Deutschland nur schwer vergleichen. Denn hierzulande sind über 90 Prozent der Bevölkerung in der gesetzlichen Krankenversicherung. Vor diesem Hintergrund ist somit auch zu sehen, dass Marketing - auch wegen juristischer Regulatorien – hierzulande eine eher untergeordnete Rolle spielt“, so Reiner Kern, Sprecher der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung der deutschen Zahnärzte, gegenüber pressetext. Laut Kern könnten Marketingmaßnahmen der Zahnärzte in den USA jedoch zusammen mit dem Reformwillen Barack Obamas zu einer Sensibilisierung beitragen.

Neben traditionellen Erinnerungs-E-Mails, die an Patienten mit der Bitte um Einhaltung ihrer Routine-Kontrollbesuche gehen, setzen viele Ärzte inzwischen auch auf moderne Mittel der Kommunikation und Vernetzung wie Facebook, Twitter und Co. Damit einhergeht jedoch der Wille, das gerade die in diesem Bereich festgefahrenen Images samt ihrer Vorurteile abgebaut und so Kundenbindungen forciert werden. Laut dem in Tusla, Oklahoma, niedergelassenen Zahnarzt David Wong geht es hierbei vor allem darum, „nicht nur der Typ im weißen Mantel mit einem Bohrer in der Hand zu sein“, zitiert ihn das Wall Street Journal.

„In den USA besteht im Vergleich zur Bundesrepublik ein reger Wettbewerb. In Deutschland macht dies wegen der kassenärztlichen Struktur wenig Sinn. Auch sollte man sich vor Augen halten, dass viele Deutsche auch eine emotionale Beziehung zu Ärzten eingehen“, meint Kern gegenüber pressetext. Den Drang zu Marketing wegen des Dentaltourismus nach Osteuropa lässt der Experte nicht gelten. „Wenn man sich Brücken in Polen machen lässt, geschieht dies auf eigene Verantwortung. Alle Folgekosten in Deutschland sind selbst zu tragen. Diese Art von Tourismus ist derzeit nicht mehr und nicht weniger als eine Randerscheinung“, sagt Kern.

Viele US-Ärzte dagegen, die Praxen betreiben und für deren wirtschaftliche Situation bürgen, sind durch den Druck der Krise inzwischen zu der Philosophie übergegangen, dass es nicht mehr ausreicht, nur Arzt zu sein. Vielmehr müssten diese in Zeiten wie diesen als CEO des eigenen Unternehmens auftreten. Die Situation spitzt sich zu. Da die Zahl derer, die aufgrund der Krise arbeitslos geworden sind und die vom Arbeitgeber gezahlten Versicherungsprämien selbst nicht bezahlen können, verschieben viele nötige Behandlungen und gehen auch nicht zu Routinechecks. Experten fürchten, dass die künftigen Behandlungskosten dadurch ansteigen.

Einer Branchenerhebung der American Dental Association nach gibt es in den USA derzeit über 120.000 Zahnarztpraxen, wovon über 60 Prozent in Eigenregie von den Medizinern selbst betrieben werden. Der Konkurrenzkampf um die ohnehin wenigen Kunden bleibt hart. Bis zur Umsetzung der geplanten Krankenversicherung in den USA wird es daher noch weitere Werbebotschaften im Internet geben, sind Branchenkenner wie Kern überzeugt.

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