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Knochengewebe aus dem Reagenzglas

Deutsche Wissenschafter tüfteln derzeit an der Herstellung eines Materials, das den menschlichen Knochen ersetzen kann und den Genesungsprozess beschleunigt. © Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Mi. 15 August 2012

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ERLANGEN - Wissenschaftler des Lehrstuhls für Werkstoffwissenschaften der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg tüfteln derzeit an der Herstellung eines Materials, das den menschlichen Knochen ersetzen kann und den Genesungsprozess beschleunigt.

Neues internationales Forschungsprojekt für Knochen-Tissue Engineering gestartet.

Die Herstellung eines künstlich geschaffenen Materials, das in der Medizin als Ersatz für den menschlichen Knochen eingesetzt werden kann und in das noch dazu Mikrokugeln mit Medikamenten eingebaut sind, die den Genesungsprozess beschleunigen: Das ist eines der Ziele des neuen EU-weiten ­Forschungsprojekts ITN-Biobone, an dem Wissenschafter des Lehrstuhls für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien) der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) beteiligt sind. ­Gemeinsam mit einem multidiszi­plinaren Konsortium von Partnern aus Forschung und Industrie entwickeln sie bioaktive Gläser, Bio­keramiken und neuartige Verbundwerkstoffe für Orthopädie, Chirurgie und regenerative Medizin.
„Die Forschungen an meinem Lehrstuhl zielen auf die Entwicklung von bioaktiven Keramiken und multifunktionalen Gläsern, die speziell beim Knochen-Tissue Engineering, also der Gewebezüchtung, genutzt werden können“, sagt Prof. Dr. Aldo R. Boccaccini, Inhaber des FAU-Lehrstuhls für Werkstoffwissenschaften (Biomaterialien).

Die von Prof. Boccaccini und seinem Team entwickelten bioaktiven Gläser sollen als eine Art Gerüst dienen, das beim Tissue Engineering die Grundlage für die Entstehung neuen Knochengewebes bildet. „Wichtig ist, dass sich das künstlich hergestellte Material sowohl mit dem harten Knochen als auch mit Weichgewebe direkt verbindet“, erläutert Prof. Boccaccini. Des Weiteren plant der Werkstoffwissenschafter, in die Gerüste nur wenige Nanometer große Fasern oder Mikrokugeln zu integrieren, die Antibiotika oder wachstumsfördernde Mittel beinhalten. Die Medikamente werden im Körper freigesetzt, indem sich das Trä­germaterial, das heißt das poröse, bioaktive Glas-Konstrukt, auflöst. „Ob dabei Rückstände im Körper zurückbleiben, muss allerdings noch erforscht werden“, betont der Professor.

Das Projekt ITN-Biobone

Das multidisziplinare Konsortium, das an ITN-Biobone beteiligt ist, setzt sich aus sechs Partnern von Universitäten und Forschungs­instituten sowie vier Industrie­partnern zusammen, die aus Deutschland, England, Frankreich, Spanien, Belgien und der Schweiz kommen. Sie verfügen über ausgezeichnetes Fachwissen in den Bereichen der Herstellung, Charakterisie­rung und Anwendung von Biokeramik und bioaktiven Gläsern für ­medizi­ni­sche Zwecke. Das koor­di­nie­­rende Institut ist das Imperial College London, an dem Prof. Boccaccini als Gastprofessor tätig ist. Darüber hinaus hat das Projekt ITN-Biobone auch die interdisziplinäre Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf den Gebieten der Biokeramik und des Tissue Engineering zum Ziel. 

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