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Gen-Chip-Technologie revolutioniert die zahnärztliche PA-Diagnostik

Der PerioBac-Test erbringt den visuellen Nachweis der fünf wichtigsten Parodontitis-Bakterien ohne aufwendige PCR-Laboranalyse in nur 20 Minuten. © Dentognostics
Dental Tribune International

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So. 15 Februar 2015

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JENA – Über die Hälfte der Erwachsenen in Deutschland ist von Parodontitis betroffen. Oft wird die Entzündung nicht rechtzeitig erkannt und schreitet unbemerkt voran. Bisher konnte meist nur ein langwieriger Labortest Aufschluss darüber geben, ob aggressive PA-Keime die Parodontitis verursachen bzw. deren Therapie erschweren. Mittels des neuen PerioBac-Tests können prophylaxe- und parodontitisorientierte Zahnarztpraxen die diagnostische Durchführung in der Zahnarztpraxis nun auf unter 20 Minuten reduzieren.

Vorteil der neuen Methodik ist ein enormer Zeitgewinn, da das Ergebnis schnell vorliegt, der/die Behandler/-in so den Behandlungsablauf bestimmen kann und zudem die Patienten-Compliance durch das sichtbare Testergebnis massiv gefördert wird.

Entwickelt wurde der innovative Chairside-Test vom Unternehmen Greiner Bio-One, das nun gemeinsam mit aMMP-8-Experten der Firma Dentognostics ein komplettes Präventions- und Diagnostikkonzept für prophylaxeorientierte Praxen anbietet.

Parodontitis ist die zurzeit meist verbreitetste chronische Erkrankung der Welt und somit die größte Herausforderung in der Zahnmedizin. „Wir haben die Parodontitis nicht im Griff“, zitierte SPIEGEL ONLINE den Vorstandsvorsitzenden der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Wolfgang Eßer, in einem Interview im November 2013.

Die Folgen sind fatal. So ist die Parodontitis nicht nur hauptverantwortlich für den Zahnverlust im Erwachsenenalter, sondern wirkt sich auch negativ auf Diabetes, Rheuma, Osteoporose und koronare Herzerkrankungen aus. Neue Studien lassen darüber hinaus einen Zusammenhang mit Fertilitätsstörungen bei Männern und Frauen sowie mit einer Erhöhung des Frühgeburtsrisikos vermuten.

Unter Verdacht stehen hierbei die gramnegativen-anaeroben Dentalkeime, die über das entzündete Parodont in die Blutbahn gelangen und sich so im ganzen Körper verteilen können. So zeigten diverse Studien, dass sich die gefährlichen Dentalkeime auf Herzklappen, Hüftgelenken, Brustimplantaten und sogar in der Gebärmutter nachweisen lassen.

Wartezeit verzögert Therapiebeginn

Um die bakteriell induzierte Infektionserkrankung wirkungsvoll und frühzeitig bekämpfen zu können, ist die Spezifizierung der hierfür verantwortlichen Keime von höchster Bedeutung, da nur so die passende Antibiotikatherapie ausgewählt werden kann. Bislang war dies in der Regel nur mit aufwendigen PCR-Laboranalyseverfahren möglich, bei denen ein Ergebnis erst nach etwa einer Woche Wartezeit vorlag. Für Zahnarzt/-ärztin und Patient/-in bedeutet dies, dass wertvolle Zeit und Patienten-Compliance verloren gehen, bevor mit der Bekämpfung der Keime begonnen werden kann.

PerioBac nennt sich der neu entwickelte Test, mit dem Zahnärzte/-innen die Keimdiagnostik in nur 20 Minuten direkt am Behandlungsstuhl durchführen und so schnell und präzise den Therapie- und Medikationsbedarf festlegen können. PerioBac ist ein hochinnovativer, auf MicroArray – einem Gen-Chip – basierender Schnelltest zur Identifizierung von fünf mit Parodontitis assoziierten Leitkeimen. Mit Hilfe des Chips, der wie ein Computerchip viele Informationen auf kleinstem Raum enthält, können die Bakterien typisiert werden.

Wissenschaftlich untersucht wurde die Präzision der Testtechnologie vom Lehrstuhl für Parodontologie an der Philipps-Universität Marburg. „Die Präzision des neuen PerioBac-Schnelltests kann als exzellent bezeichnet werden und liegt je nach Keimspezies zwischen 85 und 100 Prozent“, so Prof. Dr. Nicole Arweiler, Leiterin des Lehrstuhls. Etwa sieben Jahre lang habe man den Test entwickelt, die Handhabung bis zur Marktreife stetig verbessert.

Seit kurzem ist der Chairside-Test erhältlich und kann durch das Praxisteam kostengünstig, problemlos und in kürzester Zeit durchgeführt werden. Dazu werden dem/der Patienten/-in maximal zwei Papierspitzen mit Proben von erkrankten Stellen entnommen und in ein Probenröhrchen eingeführt. Nach dem Hinzufügen einer Solution A wird dieses Röhrchen verschlossen, 30 Sekunden geschüttelt und anschließend entweder mithilfe eines Thermoblocks oder eines mit heißem Wasser gefüllten Thermobechers für sechs Minuten erhitzt. Die heiße Probenflüssigkeit wird in die Öffnung eines Testchips pipettiert und muss zwei Minuten einziehen. In die Öffnung werden nun nacheinander drei weitere Lösungen (Solution B, C und D) eingeführt, bevor das Testergebnis abgelesen werden kann. Jedes Bakterium, das auf Höhe seiner Kennzeichnung einen mit bloßem Auge einen sichtbaren blauen Streifen aufweist, ist als positiv zu bewerten.

Mit PerioBac können insgesamt fünf Bakterienspezies identifiziert werden: Treponema denticola, Prevotella intermedia, Tannerella forsythia, Aggregatibacter actinomycetemcomitans sowie Porphyromonas gingivalis.

Diese Leitkeime sind stark pathogen, gewebegängig oder treten bei über 90 Prozent aller Parodontitisfälle auf. Ihre schnelle und einfache Detektion ist ein wichtiger Bestandteil einer Parodontaltherapie. Die verwendete Technologie ermöglicht es, dass ausschließlich lebende Keime nachgewiesen werden, sodass das Risiko von Übertherapien aufgrund falsch positiver Ergebnisse praktisch ausgeschlossen ist.

Zahnarzt/-in erweitert Kompetenzbereich

„Mit der Präsentation der neuen Technologie schließen wir die Lücken zwischen der Früherkennung der Parodontitis durch die aMMP-8-Enzym-Diagnostik und der Keimspezifizierung zur Definition der optimalen Behandlungsstrategie", erklärt Dirk-Rolf Gieselmann, Vorstandsvorsitzender der Schweizer Unternehmensgruppe Matrix Biotech, die im Bereich der Perio-Prävention Technologien zur Bekämpfung der Parodontitis erforscht und entwickelt.

Den neuartigen Test sieht Gieselmann als wichtigen Schritt zur Kompetenzerweiterung des/der Behandlers/-in. Man könne nur früh bekämpfen, was man auch früh erkannt hat – hierdurch unterscheide sich die sekundäre Prävention von der bekannten Prophylaxe. Innerhalb der kommenden Jahre wird die Prävention zum größten Wachstumsmarkt der Zahnheilkunde, kündigt Gieselmann an. Von 27 Millionen Betroffenen erhalten derzeit lediglich rund eine Million jährlich eine PA-Behandlung.

„Der neue Test ist voll delegierbar, mit etwa 150 Euro abrechenbar und somit höchst ökonomisch für jede Praxis, die regelmäßig Einsendediagnostik betreibt“, erklärt Gieselmann.

Mit dem Konzept der PerioPrevention präsentiert die Unternehmensgruppe einen komplett neuen Ansatz. Gemeinsam mit Universitäten und renommierten Wissenschaftspartnern hat das Unternehmen Schlüsseltechnologien auf Ebene der Zellen, Gene, Enzyme und Biopolymere entwickelt, patentiert und zugelassen. PerioBac ist dabei nur ein Modul eines kompletten Konzeptes. Dazu gehören auch Produkte zur Gewebeabbau-Früherkennung auf Basis der aMMP-8-Bestimmung (PerioSafe/ImplantSafe), zum biorepulsiven kristallinen Zahnschutz auf Grundlage von Self Assembled Monolayers (PerioShine/ImplantShield) und zur ionenbasierten Mundpflege mit Depoteffekt (PerioSafe Care).

Der PerioBac-Test ist bereits ab etwa 35 Euro bei Dentognostics und führenden Dentalhändlern erhältlich. Er ist somit nur halb so teuer wie die konventionelle Einsendediagnostik. Das komplette Produktportfolio aus dem Bereich der molekularen Zahnheilkunde wird das Jenaer Unternehmen Dentognostics im März auf der Internationalen Dental Schau (IDS) in Köln vorstellen (Halle 11.3; Stand: H039).

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