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Ein Zahnarzt für den Fußball

Prof. Dr. med. dent. Tilman Fritsch und Chefredakteur und Vorstand der OEMUS MEDIA AG Jürgen Isbaner im Gespräch. © OEMUS MEDIA AG
Jürgen Isbaner, Quelle: ZWP online

Jürgen Isbaner, Quelle: ZWP online

So. 16 August 2015

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LEIPZIG – Prof. Dr. Tilman Fritsch betreut als Vereinszahnarzt die Mannschaft von Red Bull Salzburg. Das Sportengagement des österreichischen Getränkeherstellers gerät immer mal wieder in die Schlagzeilen, besonders im Fußball. Wie wird man Vereinszahnarzt von Red Bull Salzburg und wie steigert man auf medizinischem Weg die Leistung von Fußballern? Diesen Fragen stellte sich am Rande des ersten Annual Meeting of ISMI Vereinszahnarzt Prof. Dr. Tilman Fritsch im Gespräch mit Jürgen Isbaner, Chefredakteur der Dental Tribune D-A-CH, ZWP Zahnarzt Wirtschaft Praxis und des Implantologie Journals.

Red Bull übernahm 2005 den SV Austria Salzburg und benannte ihn in FC Red Bull Salzburg um. Seit dem Einstieg des Unternehmers Dietrich Mateschitz konnte der Club neun Mal die österreichische Meisterschaft für sich entscheiden und drei Mal den österreichischen Cup gewinnen. Jedoch blieb die Teilnahme an der Champions League bisher verwehrt. 2006 wurde Red Bull Eigentümer des US-amerikanischen Clubs Metro-Stars (heute New York Red Bulls) und gründete in Ghana eine Fußball-Akademie. 2009 übernahm Red Bull den Oberliga-Klub SSV Markranstädt und benannte ihn in RB (für Rasen Ballsport; weil entsprechend der DFB-Statuten der Sponsor nicht im Vereinsnamen aufscheinen darf) Leipzig um. Mittlerweile steht RB Leipzig in der zweiten deutschen Bundesliga. Besonders die Rasenballer aus Leipzig, aber auch das Salzburger Pendant, erhitzen die Gemüter der Fußballwelt. Die „traditionsbewusste“ Fanszene boykottiert denn auch mit schöner Regelmäßigkeit und einem gehörigen Maß an Heuchelei die Spiele.

Nichts destotrotz ist auch RB Leipzig auf dem Weg nach oben, auch wenn in diesem Jahr der Durchmarsch in die erste Bundesliga verfehlt wurde. Ralf Rangnick hat für die Saison 2015/2016 die Fäden als Sportdirektor und Trainer der Mannschaft in die Hand genommen und den Aufstieg in die erste Bundesliga als Ziel ausgewiesen. Die Leipziger freut es, und so konnten in der letzten Saison auch – teilweise ohne Fans der anderen Klubs – durchschnittlich 25.000 Zuschauer in der hochmodernen Red Bull Arena (diese wurde für die Fußballweltmeisterschaft 2006 gebaut) begrüßt werden. Angesichts der regelmäßigen Randale beim ortsansässigen Traditionsverein Lok Leipzig freuen sich die Leipziger besonders darüber, dass Dietrich Mateschitz seinen Fokus anders ausgerichtet hatte. Wie es der Zufall wollte, traf ich am Rande des ersten Annual Meeting of ISMI im Juni in Konstanz Prof. Dr. med. dent. Tilman Fritsch – Vereinszahnarzt von Red Bull Salzburg. Für mich als bekennender Fan von RB Leipzig war es spannend zu erfahren, wie Prof. Fritsch die Mannschaft als Zahnarzt betreut.

Jürgen Isbaner: Wie wird man Vereinszahnarzt von Red Bull Salzburg?

Prof. Dr. Tilman Fritsch: In diesem Fall kam ich eher wie die Jungfrau zum Kinde. Unser Praxisteam arbeitet seit einigen Jahren mit Leistungssportlern zusammen. Wir unterstützen die behandelnden Ärzte und Therapeuten, um die meist ver letzten Spitzensportler schnellstmöglich wieder fit zu bekommen. In der Vergangenheit arbeiteten wir erfolgreich mit Einzelsportlern für den russischen Hockey- und den russischen Bobverband zusammen. Später kamen Skiflieger, Skifahrer und Triathleten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hinzu. Fußballer aus verschiedenen Vereinen behandeln wir erst vermehrt seit 2010. Ralf Rangnick ist ein Visionär und ein sehr komplex denkender Mensch und Fußballlehrer. Er hat die Wichtigkeit der Mundhöhle und die Auswirkungen auf den Körper verstanden. Unsere Erkenntnis lautet: Wieso sollen wir bis zu Verletzungen eines Sportlers warten, wenn wir durch frühzeitige Prophylaxe das Verletzungsrisiko vermindern können? Hier hat die Zahnheilkunde einen sehr entscheidenden Stellenwert. All das hat Ralf Rangnick erkannt und mich gefragt, ob ich seinen Fußballklub in Salzburg betreuen könnte.

Was tut RB besonderes bei der medizinischen Betreuung der Fußballer – haben Sie ein spezielles Konzept?

Wir arbeiten mit den Mannschaftsärzten und den Physiotherapeuten zusammen an einem gemeinsamen Ziel: Wie können wir auf natürliche Weise die Leistung der Spieler steigern und das Verletzungsrisiko minimieren sowie die Regenerationszeiten optimieren? Als Zahnarzt habe ich über die Jahre ein Konzept ent wickelt, die NAM-Zahn-Heilkunde (Neuro-anato-metabolisches Prinzip), das sich sehr gut auf den Spitzensport übertragen lässt.

Nach welchen Parametern erfolgt der Check-up, wenn ein Spieler neu zu Red Bull Salzburg kommt?

Jeder Spieler wird zahnärztlich untersucht. Dabei liegt der Schwerpunkt unserer NAM-ZahnHeilkunde in erster Linie auf Entzündungsfreiheit, Metallfreiheit und funktionelle Optimierung.

Wie kann man auf medizinischem Weg die Leistung von Fußballern steigern?

Eine Leistungssteigerung auf medizinischem Wege ist sicherlich hinlänglich bekannt. Was neu ist, ist der Umstand, dass die Zahnmedizin dabei unmittelbar einbezogen werden kann. Das Konzept von Ralf Rangnick, einen Verein komplett und kompromisslos in engster Vernetzung zu den anderen medizinischen Fachrichtungen in dieser Weise zu versorgen, ist völlig neu und sehr erfolgreich. Wir konnten somit die Verletzungszahlen vermindern und die Regenerationszeiten besser nutzen. Red Bull Salzburg ist hierbei Vorreiter. Es ist vorbildlich, wie dieser Verein für die Spieler Verantwortung übernimmt und versucht, das Optimale zu bieten, um das Optimum fordern zu können.

Fußballer sind in der Regel gesunde und durchtrainierte Männer. Dennoch ist Fußball auch ein harter Sport, bei dem es auch zwangs läufig zu Blessuren kommt. Mussten Sie hier schon mal mit Implantaten aushelfen? Wenn ja, aus welchem Material waren die?

Fußballspieler sind meist junge Menschen, die extremen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt sind. Beides geht leider oft auf Kosten der Zahnsubstanz und der Funktionalität der Mundhöhle. Bisweilen sind auch sehr umfangreiche Behandlungen nötig, bis hin zu Vollsanierungen unter Vollnarkose. Manchmal kommt es auch zu Implantationen. Als Implantatmaterial verwenden wir – je nach Vorbehandlung und Indikation – noch klassisch Titan, viel lieber ist uns natürlich ein Keramikimplantat bzw. das neue Hybridimplantat.

Lieber Prof. Fritsch, vielen Dank für das Gespräch. Ich würde mich freuen, wenn wir uns in Salzburg oder in der Red Bull Arena in Leipzig demnächst wiedertreffen.

Sehr gerne!

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