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WIEN – Um größere Verwerfungen durch COVID-19 im Herbst zu vermeiden, fordern namhafte Wissenschaftler im Fachmagazin The Lancet eine europaweit abgestimmte Niedriginzidenzstrategie.
Ausgehend von den Impfraten im August sei bei einer Hochinzidenzstrategie mit mehreren Hundert neuen Fällen pro Million Einwohner täglich zu rechnen. Fahre nur ein Staat diesen Weg, könne das andere gefährden. Die Länder sollten „aufhören, so zu tun, als könnten sie die Pandemie alleine bekämpfen“.
Wie erwartet ließen die aufgrund der niedrigen Fallzahlen gelockerten Eindämmungsmaßnahmen die Neuinfektionen aktuell wieder ansteigen, heißt es in dem Papier. Die infektiösere Delta-Variante führe dazu, dass „Europa eine kohärente und effektive Strategie“ brauche, bevor die Schulen wieder im Vollbetrieb sind und der bei Coronaviren bekannte Effekt der beschleunigten Ausbreitung bei kühleren Temperaturen (Saisonalität) zum Tragen kommt, schreiben die Wissenschaftler. Hinter einer möglichen Hochinzidenzstrategie steht die Hoffnung, dass man sich bei weiter weinigen Kontakteinschränkungen und Restriktionen quasi relativ viele Infektionen leisten kann, nachdem eine bestimmte Anzahl an Personen bereits die Erkrankung durchgemacht hat oder schon geimpft ist. Dadurch werden vor allem schwere Verläufe seltener und dem Gesundheitssystem droht trotz mitunter hoher Zahlen nicht so rasch die Überlastung.
„Gemeinschaftliches Handeln europaweit nötig“
Demgegenüber steht die Niedriginzidenzstrategie, in der Öffnungsschritte an den Impffortschritt angepasst werden, um die Neuinfektionsraten möglichst niedrig zu halten. Durch Testen und das Kontaktnachverfolgungssystem (TTI) würde dann die Situation weitgehend kontrolliert. Bei Impfraten wie momentan blieben die Neuinfektionszahlen so deutlich unter einhundert pro Tag, berechneten die Forscher. Verfolgen nun Länder erstere Strategie, erhöhen sie damit das Risiko auch für Niedriginzidenz-Länder.
Die Vorteile niedriger Zahlen hat die Forschergruppe auch schon in früheren Publikation mehrfach hervorgehoben: Sie umfassen u. a. eine niedrigere Sterberate und weniger Long-COVID-Fälle, die bessere Vermeidung der Entstehung neuer bedenklicher Varianten, ein funktionierendes TTI-System, weniger Menschen in Quarantäne und Einschränkungen der Wirtschaft dadurch sowie offene Schulen und Kindergärten über die kalte Jahreszeit. Im Gegensatz dazu bergen höhere Inzidenzen immer noch die Gefahr, dass Intensivstationen überlastet und dass Freiheiten erneut reduziert werden, heißt es in dem Papier.
Die Wissenschaftler „empfehlen, dass alle europäischen Länder gemeinschaftlich handeln, um niedrige Inzidenzen zu erreichen – zumindest bis jeder die Möglichkeit hat, sich impfen zu lassen“. Dies sei auch eine Frage der Solidarität zwischen den Staaten, die auch klar kommunizieren und Falschinformationen entgegentreten müssten.
Quelle: www.medinlive.at
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