DT News - Austria - Betrug im Gesundheitssystem weitverbreitet

Search Dental Tribune

Betrug im Gesundheitssystem weitverbreitet

Die Korruption ist weitverbreitet. © Aycatcher - Fotolia
Jürgen Pischel, Dental Tribune Austria

Jürgen Pischel, Dental Tribune Austria

So. 19 Oktober 2014

Speichern

WIEN – Das „Gesundheitspolitische Forum“ der Karl Landsteiner Gesellschaft kam jüngst zum Thema Korruption im Gesundheitswesen zusammen. Fazit: Der Betrug in der Gesundheitsversorgung ist weitverbreitet, Hauptursache ist die fehlende Transparenz. Dieser gilt es mittels Compliance entgegenzuwirken.

„Betrug und Korruption sind im Gesundheitswesen weit verbreitet. Geld wird verschwendet und missbräuchlich verwendet und fehlt in weiterer Folge in der Gesundheitsversorgung in großen Mengen. Hauptursache ist die fehlende Transparenz, der es mittels Compliance entgegenzuwirken gilt“, so das Ergebnis des letzten „Gesundheitspolitischen Forums“ der Karl Landsteiner Gesellschaft zur Korruption im Gesundheitswesen. Bedingt durch die Vielzahl an „Playern“, so der Referent Dr. Gerald Ganzger, Wien, sei die Compliance – das regelkonforme Verhalten mit der Einhaltung der Gesetze und Richtlinien – vor allem im Gesundheitswesen sehr komplex: Ärzte, Zahnärzte, Patienten, Krankenanstalten, Sozialversicherungsträger, Pharmafirmen, Apotheken sowie auch Fachverlage stehen in einem engen Geflecht von Beziehungen.

Die vorrangigen Ziele der Compliance im Gesundheitswesen sieht Dr. Ganzger in Behandlungserfolgen, Patientenvertrauen und -sicherheit, Selbstschutz aller Handelnden vor rechtlichen Folgen und in einer transparenten und effizienten Verwendung von Geldmitteln.

Dr. Ganzger spricht von einer Vielzahl von Problemfeldern. Schwierigkeiten bei der Einhaltung von Regeln ergeben sich bei „informal payments“ – der sogenannten „Kuvertmedizin“ –, beim Datenschutz, bei Persönlichkeitsrechten der Patienten, bei der Abrechnung von Leistungen und in der medizinischen Forschung bei der Verwendung von Drittmitteln. Auch Einladungen/Sponsoring/Kongresse, das Urheberrecht sowie das Vergaberecht und Einkaufsrichtlinien vor allem bei Krankenanstalten führen oftmals zu Problemen.

Dr. Ganzger betont, dass Compliance von Institutionen und Unternehmen, aber auch von den Leistungserbringern im Gesundheitswesen nicht als Last, sondern als Herausforderung und Chance verstanden werden soll; die Einhaltung der Richtlinien führe zu einem erhöhten Ansehen und stärke die Reputation nach innen und außen. Aber selbst, wer in Compliance-Verantwortung nur nach dem Recht handelt, kann oft unethisch handeln, so Doz. Dr. Andreas Klein, Universität Wien, auf der Forums-Veranstaltung. Klein: „Die Nützlichkeit soll nicht die treibende Kraft für Compliance im Gesundheitswesen sein; sie kann jedoch durch Strategievorteile (Nachhaltigkeit) zu einer Gewinnsteigerung führen. Gesellschaftlich-moralische Akzeptanz und Werte sollten im Vordergrund stehen.“

Der Ethiker sprach sich für sinnvolle Compliance-Regeln als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung aus. Eine ständige Reflexion der Sinnhaftigkeit von Regeln, das Einbeziehen ethischer Spezialisten und eine Steigerung der Transparenz sind von großer Bedeutung. Dozent Klein warnt vor einer übermäßigen Verrechtlichung; es soll schlussendlich zu einem Bewusstseinswandel der Gesellschaft kommen.

To post a reply please login or register
advertisement
advertisement