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5. Schweizer Implantat Kongress: Expertise & Know-how in Bern

Prof. em. Dr. Daniel Buser, Stiftungsratspräsident, Implantat Stiftung Schweiz. (li.) und Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann, Universität Basel, Vertreterin SSRD, Mitglied wissenschaftliches Programmkomitee. (re.) © OEMUS MEDIA AG
Majang Hartwig-Kramer

Majang Hartwig-Kramer

Mi. 9 September 2020

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LEIPZIG - Der 5. Schweizer Implantat Kongress findet am 13. und 14. November 2020 in Bern statt. Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann und Prof. em. Dr. Daniel Buser im Gespräch mit Majang Hartwig-Kramer, Redaktionsleitung Dental Tribune D-A-CH.

Bereits zum fünften Mal organisiert die Implantat Stiftung Schweiz (ISS) zusammen mit den vier Fachgesellschaften – der Schweizerischen Gesellschaft für orale Implantologie (SGI), der Schweizerischen Gesellschaft für Oralchirurgie und Stoma­tologie (SSOS), der Schweizerischen Gesellschaft für Parodontologie (SSP) und der Schweizerischen Gesellschaft für Rekonstruktive Zahnmedizin (SSRD) den Schweizer Implantat Kongress für den Privatpraktiker. Wegen der Corona-Pandemie findet die zweitägige Veranstaltung als hybrider Kongress mit Live­streaming statt.  Die  behördlichen Vorschriften bezüglich COVID-19 werden strikt eingehalten und der aktuellen Lage angepasst.

Dental Tribune D-A-CH: Der 5. Schweizer Implantat Kongress wird zum ersten Mal als hybrider Event durchgeführt – Was ist da­runter zu verstehen?

Prof. em. Dr. Daniel Buser: Hybride Kongresse sind die Kongresse der Zukunft. Das bedeutet, dass einerseits – wie bisher – eine physische Teilnahme vor Ort möglich ist, neu aber auch eine virtuelle Teilnahme mit dem Livestream oder einem zeitversetzten Stream. Die Vorträge werden mit drei bedienten Kameras aufgenommen und zusammen mit dem projizierten Vortragsbild und einer erstklassigen Technologie zum Livestream verarbeitet. Nach dem Kongress sind alle Vorträge noch drei Monate lang auf der Kongress-Homepage verfügbar.

Gleich, an welchem Ort sich die Teilnehmenden befinden, können sie aktiv am Kongress teilnehmen? Wie funktioniert die geplante Interaktion und wie sind die technischen und logistischen Herausforderungen für Sie zu meistern?

D. Buser: Eine interaktive Teilnahme an den Podiumsdiskussionen ist nur via Livestream möglich. Die von Habegger verwendete Technologie ist erstklassig, und wir können damit diese Herausforderungen gut meistern. Es wird auf jeden Fall hoch spannend, zu sehen, wie das erstmals an einem großen zahnmedizinischen Kongress in der Schweiz funktionieren wird.

Können sich auch Kollegen aus Österreich und Deutschland beteiligen?

D. Buser: Das ist überhaupt kein Problem. Wir werden den Kongress auf jeden Fall in beiden Ländern bewerben. Das attraktive Thema wird sicher einiges Interesse auslösen.

Das neue Kongressformat ist nicht nur COVID-19-bedingt, sondern entspricht auch dem großen Thema unserer Zeit: Digitalisierung. Welche Schwerpunkte hat das wissenschaftliche Organisationsteam in den Fokus gerückt und warum?

Prof. Dr. Nicola U. Zitzmann: Wir haben es uns zum Ziel gemacht, vier große Bereiche der dentalen Digitalisierung zu diskutieren: die Therapieplanung, die Implantatchirurgie, die Prothetik und Zahntechnik sowie die finanziellen Aspekte. In allen vier Bereichen werden wir die analoge Vorgehensweise der digitalen gegenüberstellen, um Vor- und Nachteile, aber auch die Visionen der Zukunft darzustellen.

Das Kongressthema „Digitale Trans­formation in der Implantologie – Möglichkeiten und aktuelle Limi­tationen“ deutet auf eine Orientierung zum Digitalen hin. Sind „analog“ und „digital“ heute noch gleichberechtigt?

N. U. Zitzmann: Hier werde ich unseren Referenten nicht vorgreifen, nur so viel: Die voll analoge Prozesskette kann in der Produktivität gegenüber der digitalen nicht mit­halten, hinsichtlich der Präzision gibt es bei einzelnen Schritten aber sicher noch Optimierungsbedarf und heute haben wir in vielen Bereichen ein Miteinander von digital und analog.

Inwiefern müssen Implantologen, Prothetiker und Zahntechniker zukünftig verstärkt eine „digitale“ Einheit bilden und wird es langfristig eine Verschmelzung aller drei Bereiche geben?

N. U. Zitzmann: Der Austausch untereinander unter Verwendung digitaler Medien ist heute so viel einfacher: Der Zahntechniker erstellt auf der Basis des Intraoralscans nach den Vorgaben des Prothetikers das Wax-up/Set-up, die Implantation basiert schablonengeführt auf dieser Planung und im Rahmen der Fertigung diskutiert der Zahntechniker per Team-Viewer die Designdetails der Rekonstruktion mit dem Prothetiker. D. Buser: Die gemeinsame Planung von Implantatpatienten wird durch die Digitaltechnik deutlich optimiert, eine Teamarbeit Hand in Hand. Es wird aber sicher nicht zu einer Verschmelzung der drei Fachbereiche kommen.

Der Einsatz moderner Digitaltechnik hat neben der fachlichen auch noch eine finanzielle Komponente. Rechnen sich die notwendigen Anschaffungen auch in einer Privatpraxis oder geht aus Kostengründen dann der Trend eher zu Gemeinschaftspraxen und Implantatzentren?

N. U. Zitzmann: Für die kleine Zahnarztpraxis wird sich langfristig der Intraoralscanner lohnen, die Kosten sind schon heute, wie bei den meisten IT-Produkten, erschwinglich. Alle weiteren Anschaffungen von  der  Implantat-Planungssoftware bis zu Fräseinheiten  hängen vom Schwerpunkt der Praxis ab und können unter Umständen gemeinsam mit dem Zahntechniker geplant werden.

D. Buser: Die finanzielle Investition aus chirurgischer Sicht ist nur dann gerechtfertigt, wenn eine gewisse Anzahl von Implantatpa­tienten pro Jahr damit behandelt wer­den kann. Einzelkämpfer und Quar­talsimplantologen, wie es Philippe Ledermann einmal formuliert hat, haben aus meiner Sicht keine Zukunft. Gemeinschaftspraxen gehört sowieso die Zukunft, und in solchen Praxen rechnen sich diese Investitionen viel besser.

Sehen Sie auch Gefahren in der digitalen Transformation der Implantologie?

D. Buser: Die Digitaltechnik ist eine wertvolle Unterstützung in der Implantatchirurgie, sie kann aber ein fehlendes chirurgisches Talent nicht ersetzen. Zudem muss man die wichtigen chirurgischen Grundsätze auch bei einer geführten Implantation strikt einhalten, will man gute Langzeitergebnisse erzielen.

Führt der Einsatz digitaler Technik möglicherweise  auch  zu  mehr Misserfolgen, da ja vom Behandler ein großes Maß an Know-how erwartet bzw. vorausgesetzt wird?

D. Buser: Diese Frage kann ak­tuell nicht beantwortet werden, weil es dazu meines Wissens keine Statistiken gibt. In der persönlichen Wahrnehmung habe ich das in meiner Umgebung jedenfalls nicht beobachtet.

N. U. Zitzmann: Die heranwachsenden Generationen sind so IT-affin, dass ihnen der Umgang und die Umsetzung digitaler Prozesse keine Probleme bereitet. Es ist unsere He­rausforderung, die Studienabgänger so vorzubereiten, dass sie sowohl die analogen als auch die digitalen Prozessketten verstehen und anwenden können.

Wo sehen Sie die dentale Implantologie in zehn Jahren?

D. Buser: Der Fortschritt in der Implantatchirurgie wird weitergehen, aber nur noch in kleinen Schritten. Dabei wird die Digitaltech­no­logie eine wichtige Rolle spielen. Mit diesem Fine-Tuning der be­stehenden Methoden geht es da- rum, die Operationstechniken pa­tientenfreundlicher zu machen, das heißt, öfter minimalinvasiv, weniger Schwellungen, weniger Schmerzen, kürzere Ein­heilphasen. Dies gilt speziell auch für gerodontologische Patienten im Alter 75+, welche in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben.

N.  U.  Zitzmann:  Implantat­planung und Umsetzung werden durch die wachsenden Möglichkeiten in drei wesentlichen Bereichen weiter op­timiert: a) das Rapid Prototying zum schnellen, automatisierten Druck dreidimensionaler Modelle, Scha­blonen oder Rekonstruktionen, b) die Technologie der Augmented und Virtual Reality zur Überlagerung virtuell erstellter Inhalte auf patientenspezifisches Bildmaterial und c) die künstliche Intelligenz, bei der Computerprogramme auf der Basis von Algorithmen menschliche Denkprozesse vorwegnehmen können.

Eine letzte Frage: Der 5. Schweizer Implantat Kongress und die Jahrestagungen der Fachgesellschaften SSOS, SSP und SSRD finden parallel statt. Warum diese Bündelung?

D. Buser: Dieses Set-up offeriert viele Vorteile, für Zahnärztinnen und Zahnärzte, aber auch für die MedTech-Firmen. Das Zusammengehen zu einer gemeinsamen Großveranstaltung jedes dritte Jahr offeriert Synergien für alle. Der Kongress wird deutlich größer – sowohl die Industrieausstellung als auch das Budget. In der aktuellen Situation mit der Corona-Pandemie sind die Umstände natürlich speziell, aber wir werden sehen, wie der Besuch vor Ort und virtuell via Streaming sein wird.

Vielen Dank Ihnen beiden für das aufschlussreiche Gespräch.

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