KREMS – Eine Studie der Universität für Weiterbildung Krems und der Universität Graz analysiert, wie zufrieden die Bevölkerung in Österreich mit dem Gesundheitssystem ist. Kritisch gesehen wird der Kassenärzt*innen- und Pflegepersonalmangel verbunden mit dem Bewusstsein, dass eine bessere Honorierung und flexiblere Arbeitsbedingungen notwendig sind.
Die Ergebnisse zeigen, dass 70 % der Befragten der Meinung sind, dass das österreichische Gesundheitssystem grosso modo funktioniert. Besonders hoch ist das Vertrauen in die Ärzt*innen, das bei 81 % liegt. Allerdings ist fast ein Drittel (30 %) der Befragten der Meinung, dass es eines grundlegenden Umbaus bedarf. Personen mit einer Zusatzversicherung sind eher vom Funktionieren des Gesundheitssystems überzeugt (73 %) als jene ohne Zusatzversicherung (68 %).
Änderungswünsche am System
Jene 30 %, die der Ansicht sind, dass das Gesundheitssystem umgebaut werden sollte, wurden in einer offenen Frage ohne Vorgaben gebeten, Aspekte zu nennen, die verändert werden sollen. Dabei wird ein breites Themenspektrum deutlich. Rund jede fünfte Nennung (21 %) adressiert den Personalmangel, insbesondere im Bereich der Kassenärzt*innen und beim Pflegepersonal. Genauso oft werden eine bessere Honorierung und bessere Arbeitsbedingungen für Kassenärz*innen, Allgemeinmediziner*innen sowie Pflegepersonal genannt. Jeweils 12 % der Antworten betrafen einerseits den Abbau der Zweiklassenmedizin und andererseits den Ausbau und die Vereinheitlichung von medizinischen Leistungen. Zeit wird in zwei unterschiedlichen Kontexten genannt: Sowohl der Wunsch nach mehr Zeit für die Patient*innen als auch die langen Wartezeiten für Termine wurden angeführt. Weitere Änderungswünsche am Gesundheitssystem betrafen die Bereiche Prävention, Kosteneinsparungen und Qualität mit jeweils rund 5 %.
Digitalisierung der Medizin noch kein Thema
„Offensichtlich hat die Bevölkerung ein hohes Bewusstsein für den aktuellen Personalmangel, die teilweise unzureichenden Honorare und die schlechten Arbeitsbedingungen im Gesundheitssektor und sieht, dass dies auch andere Faktoren wie Zeit und Präventionsmöglichkeiten beeinflusst. Auffällig ist auch, welche Aspekte wenig bis kaum genannt werden: Das wäre etwa die Digitalisierung von medizinischen Daten und der Umgang mit ihnen sowie die heutigen Möglichkeiten der telemedizinischen Versorgung, die in Österreich nach wie vor stark unterrepräsentiert ist“, so Studienleiterin Mag. Dr. Christina Hainzl von der Universität für Weiterbildung Krems. Auch das Informationsverhalten der Menschen ist bemerkenswert: Auf die Frage, wie sich Befragte über Gesundheitsthemen informieren, werden Ärzt*innen von einem Viertel als häufigste Informationsquelle genannt. Überraschenderweise folgen das Internet bzw. digitale Suchmaschinen mit 21 % erst an zweiter Stelle.
Über die Studie
Für die groß angelegte Studie wurden 2.571 Online-Interviews im Zeitraum 2.–16. März 2022 durchgeführt (CAWI, Marketagent). Befragt wurden Personen zwischen 14 und 75+ Jahren. Sie besteht aus vier Themenblöcken. Weitere Daten werden im Laufe des Monats veröffentlicht. So beschäftigt sich Teil 2 mit den Einstellungen der Befragten zur zukünftigen europäischen Zusammenarbeit im Gesundheitsbereich. Die Studie wurde im Rahmen des Projektes Austrian Democracy Lab der Universität für Weiterbildung Krems und der Universität Graz durchgeführt. Bei ausgewählten Fragestellungen wurde auch mit Wissenschafter*innen anderer Institute und Universitäten zusammengearbeitet.
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