Direkt im Anschluss an den letzten ICOI World Congress im Herbst 2015 wurde Dr. Fred Bergmann zum dritten Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI) gewählt. Im Vorfeld des diesjährigen Kongresses in Barcelona sprach Dental Tribune Online mit dem Spezialisten, der auf mehr als 20 Jahre Praxiserfahrung zurückschauen kann, über aktuelle Veränderungen des DGOI-Weiterbildungsangebotes und die internationale Entwicklung der zahnärztlichen Implantologie.
Dental Tribune Online: Dr. Bergmann, welchen Herausforderungen wollen Sie sich in Ihrer dreijährigen Amtszeit besonders widmen?
Dr. Fred Bergmann: Die DGOI soll als wissenschaftlich fundierte Fachgesellschaft für den implantologisch tätigen Zahnarzt noch attraktiver und greifbarer werden. Mit diesem Anliegen werden wir das Basis-Curriculum erweitern und die Inhalte an aktuelle Trends, wie Digitalisierung und 3-D-Diagnostik, anpassen. Vor allem aber soll der praktische Bezug innerhalb der Curricula gestärkt werden.
Als einen weiteren wichtigen Punkt habe ich mir vorgenommen, ein bundesweites Coaching-Netzwerk aus zertifizierten Implantologie-Experten aufzubauen. Diese Coaches können unsere Teilnehmer individuell als Mentoren abfragen und Hilfe bei der Planung und Umsetzung bis hin zur Supervision bei Operationen erhalten.
Unter dem Slogan „Wir für dich – Next to you” bietet die DGOI ein Fortbildungsprogramm an, das Zahnärzten den Einstieg in die Implantologie erleichtern soll. Bitte erläutern Sie uns diese Initiative genauer.
Mit dem neuen Motto „Wir für dich – Next to you“ verfolgen wir eine Wissensvermittlung auf Augenhöhe. Dieser Schritt war ein zentrales Anliegen, besonders unter unseren jungen Kollegen, die sich einen Wissenstransfer mit einem Personal-Training-Ansatz wünschen.
Um den Bedürfnissen der Teilnehmer nach persönlichem Kontakt gerecht zu werden, wird sich auch das Format unserer Messen und Kongresse in naher Zukunft verändern. Der 13. Internationale Jahreskongress der DGOI, der am 30. September und 1. Oktober 2016 im Europa Park Rust stattfindet, wird beispielsweise ein ausgeprägtes Workshop-Programm beinhalten. So können die Teilnehmer das Gelernte aus den Vorträgen unter der Anleitung des Referenten direkt anwenden.
Wie will die DGOI vor allem ihr internationales Engagement vorantreiben?
Als deutsche Fachgesellschaft liegt der Schwerpunkt unserer Aktivitäten ganz klar in Deutschland. Gleichwohl gilt es aber über den Tellerrand hinauszuschauen und den Wissensaustauch auf internationaler Ebene zu fördern. Wir wollen hier die Nachfrage unserer Mitglieder nach neuen Sichtweisen zu denen, die sie bereits aus dem Studium kennen, decken.
In der Zeitschrift Orale Implantologie wird es ein „International Corner“ geben, in dem Beiträge in englischer Sprache publiziert werden können. Auf unserer neuen Webseite, die im nächsten Quartal lanciert wird, wird es auch Raum für unsere internationalen Partner geben Fälle und Berichte aus dem internationalen Geschehen einzustellen. Außerdem werden auf dem Jahreskongress auch Workshops in Englisch abgehalten.
Als exklusiver Partner des ICOI in Deutschland sind wir natürlich auch von Trends in anderen Ländern beeinflusst. In Italien, zum Beispiel, wird das Thema Sofortversorgung und Ästhetik viel mehr fokussiert als in Deutschland – hier können wir sicher von einem Wissensimport profitieren.
Unsere Curricula werden außerdem in verschiedenen Ländern in Europa mit überwiegend lokalen Referenten angeboten.
In Ihrer langjährigen Tätigkeit haben Sie bereits mehr als 15.000 Implantationen durchgeführt. Was waren die maßgeblichen Trends der letzten Jahre?
In den letzten Jahren ist ein Rückgang der Augmentation zu verzeichnen, hin zu einer atraumatischen Implantologie mit kleineren, kürzeren Implantaten und biologischen Konzepten. Die Augmentation wird in Zukunft mit vorgefertigten Blöcken aus Human- oder alloplastischem Material auch patientenfreundlicher werden.
Die fortschreitende Entwicklung der Technologie ist auch in der Implantologie deutlich sichtbar, so dass 3-D-Diagnostik, virtuelle Planung, und neue Formen der Navigation, wie dynamische Navigation ohne Schablonen, immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Des Weiteren hat sich auch ein menschlicher Wandel in der Aus- und Weiterbildung vollzogen. Wie bereits betont, wird der gemeinschaftliche Ansatz immer wichtiger. Dazu rückt der Work-Life-Balance-Anspruch immer mehr in den Vordergrund. Diesen Trends muss man sich als Fachgesellschaft stellen, um den Wünsche und Erwartungen gerecht zu werden. Weiterbildungsangebote werden flexibler. Wissensvermittlung findet nicht mehr in der typischen Lehrsituation statt, sondern orientiert sich an einem partnerschaftlichen Ansatz, in dem Schüler und Mentor gemeinsam am Implantaterfolg arbeiten.
Erst kürzlich haben DENTSPLY International und Sirona den erfolgreichen Abschluss ihrer Fusion bekanntgegeben. Das Unternehmen Dentsply Sirona ist damit der weltweit größte Hersteller von Dentalprodukten für Zahnärzte und Zahntechniker. Welche Auswirkungen hat die Fusion auf den weltweiten Dentalmarkt und die tägliche Praxis von Implantologen?
Solche Zusammenschlüsse ergeben natürlich Synergien. Im Fall der Dentsply Sirona-Fusion kommen die bildgebenden und digitalen Verfahren mit einer Bandbreite von Implantatlösungen zusammen, was zu kundenorientierteren Produkten führt.
Auf der anderen Seite wird dadurch die Produktvielfalt und Diversifikation eingeschränkt. Der Wettbewerb ist ein Motor für Innovationen, nicht nur in der Dentalbranche, sondern der Wirtschaft allgemein.
Es bleibt zu beobachten was diese Entwicklung mit sich bringt.
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