LINZ – Fast die Hälfte der österreichischen Beschäftigten muss zumindest manchmal bis zu 12 Stunden pro Tag arbeiten. Das verlängert ihre wöchentliche Arbeitszeit, erschwert die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und verursacht vermehrten Zeitstress.
Von der vielzitierten 4-Tage-Woche kann keine Rede sein. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Arbeitsgesundheitsmonitors der AK Oberösterreich. Deren Präsident Dr. Johann Kalliauer fordert daher die Bundesregierung auf, das neue Arbeitszeitgesetz gemeinsam mit den Sozialpartnern zu überarbeiten.
Der Arbeitsgesundheitsmonitor beschreibt die subjektive gesundheitliche Befindlichkeit der Arbeitnehmer/-innen. Die aktuelle Auswertung zeigt, dass der 12-Stunden-Tag keineswegs zu einer besseren Verteilung der Arbeitszeit (Stichwort 4-Tage-Woche) führt, sondern die Arbeitswoche verlängert und den Beschäftigten mehr Stress beschert.
Lange Arbeitszeit bei Arbeiter/-innen
Fast die Hälfte der österreichischen Beschäftigten muss zumindest gelegentlich 11 oder 12 Stunden pro Tag arbeiten. Jede/r Sechste schiebt zumindest einmal pro Woche eine 12-Stunden-Schicht. Am häufigsten ist das in der Pflege, im Transport, am Bau und in der Gastronomie der Fall. Arbeiter sind deutlich häufiger vom 12-Stunden-Tag betroffen als Angestellte. „Überlange Arbeitszeiten werden nicht im Büro erbracht, sondern auf der Baustelle oder im Lkw - also in jenen Berufen, die körperlich ganz besonders fordernd sind“, stellt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer fest.
12-Stunden-Tag führt zur 60-Stunden-Woche
Ein wesentliches Argument der Bundesregierung für den 12-Stunden-Tag wird von den Daten des Arbeitsgesundheitsmonitors eindeutig entkräftigt: Wer länger als 10 Stunden am Tag arbeitet, hat längere Wochenarbeitszeiten. „Der 12-Stunden-Tag beschert den Menschen nicht die 4-Tage-Woche, sondern er dient dazu, noch mehr Arbeit zu erledigen, anstatt sich die Zeit besser einteilen zu können“, sagt Kalliauer.
Zeitstress wird stärker
Je öfter Beschäftigte überlange Arbeitszeiten haben, desto mehr leiden sie unter Zeitstress. Während 2 Drittel der Beschäftigten mit „normalen“ Arbeitstagen keinen Zeitstress haben, sind es bei jenen mit regelmäßigen 12-Stunden-Tagen nur 40 Prozent. Am meisten Zeitstress haben Kassierer/-innen und Regalbetreuer/-innen sowie Beschäftigte in Pflegeberufen und im Transportwesen. Den stärksten Zeitstress verspüren Beschäftigte zwischen 30 und 50 Jahren. In diesem Alter spielt wohl die Schwierigkeit, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen, eine wesentliche Rolle.
Arbeitnehmer sind unzufrieden
Beschäftigte, die Zeitstress haben, sind weniger zufrieden mit dem Leben, öfter müde, matt und am Ende des Arbeitstages verbraucht. Sie gehen eher krank zur Arbeit als Menschen, die keinen Zeitstress haben. Bei der Hälfte der Menschen ohne Zeitstress ist die work-life-Balance sehr gut – bei jenen, die Zeitstress haben, sagt das nur ein Viertel.
Arbeitszeit verkürzen
Menschen mit Zeitstress und überlangen Arbeitszeiten können den Job häufiger nicht bis zur Pension ausüben. Um das zu schaffen, wünschen sie sich kürzere Arbeitszeiten und geringere Belastungen – also das genaue Gegenteil des kürzlich in Kraft getretenen Arbeitszeitgesetzes. Die Arbeiterkammer Oberösterreich fordert daher die Bundesregierung auf, das Arbeitszeitgesetz gemeinsam mit den Sozialpartnern zu überarbeiten, denn: „Langfristig entspricht nur eine Arbeitszeitverkürzung den Bedürfnissen und Interessen der Beschäftigten“, sagt der AK-Präsident.
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