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ÖGP: Parodontitis erhöht Risiko für Frühgeburt

OTS/ÖGP

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Mi. 15 Juni 2011

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KITZBÜHEL - Im Rahmen der 20. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Parodontologie vom 2. bis 4. Juni in Kitzbühel wurde der thematische Schwerpunkt des wissenschaftlichen Hauptprogramms auf Parodontitis und Allgemeinmedizin gelegt.

Viele Untersuchungen und Studien der letzten Jahre haben gezeigt, dass Erkrankungen des Mundraumes oft in engem Zusammenhang mit Erkrankungen des Körpers stehen. Dass die Zahngesundheit oft auch Hinweise auf den generellen Gesundheitsstatus geben kann, ist in der Bevölkerung wenig bekannt. Infektionen oder Entzündungen der Mundhöhle können den Gesamtorganismus beeinträchtigen, umgekehrt können Systemerkrankungen zur Entstehung krankhafter parodontaler Veränderungen beitragen.

Parodontitis ist eine komplexe multifaktorielle entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates (Parodontium). Hervorgerufen wird sie durch Bakterien, die sich im so genannten Biofilm, einer Schleimschicht auf den Zähnen, befinden. Dieser Schleim ist ein ideales Umfeld für Bakterien und Ausgangspunkt für die Entstehung einer Parodontitis. Generell stellen alle Entzündungsherde im Körper ein Gesundheitsrisiko dar, das über die betroffene Stelle hinausgeht. Während der Zusammenhang zwischen Parodontitis und einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes bereits seit langem bekannt ist, untermauern immer mehr aktuelle Studien die Vermutung, dass parodontale Infektionen auch das Risiko für eine Früh- bzw. Fehlgeburt beeinflussen.

Regelmäßige Kontrolle der Zähne und des Zahnfleisches in der Schwangerschaft besonders wichtig
Privatdozent Dr. Gernot Wimmer, Facharzt für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde mit Spezialisierung auf Parodontologie und Vorstandsmitglied der ÖGP, führte die aktuellsten Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Parodontitis und Frühgeburtsrisiko an: "Ganz spezielles Augenmerk erfordern schwangere Patientinnen, da durch die hormonelle Umstellung ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Gingivitis (Zahnfleischentzündung) oder gar einer Parodontitis besteht, wobei beide Erkrankungen noch während der Schwangerschaft einer adäquaten Behandlung bedürfen." Durch den veränderten Hormonspiegel ist das Zahnfleisch in der Schwangerschaft stärker durchblutet und es kann häufiger zu Zahnfleischbluten oder Entzündungen kommen. Parodontitis ist ein Entzündungsherd im Körper, durch den Bakterien und schädliche Entzündungsprodukte in die Blutbahn und somit in den ganzen Körper geraten - während einer Schwangerschaft ist somit auch die Plazenta in Kontakt mit diesen schädlichen Bakterien und Entzündungsfaktoren.

Vordergründigstes Ziel sollte demnach auch die Aufklärung über mögliche Probleme parodontaler Erkrankungen in Verbindung mit einer Schwangerschaft und deren Prävention sein. Aus diesem Grunde sollten alle Frauen, insbesondere solche mit Kinderwunsch, über mögliche Veränderungen ihrer Gingiva, aber auch mögliche Risken aus einer parodontalen Erkrankung für den Verlauf ihrer Schwangerschaft informiert werden. Dies kann während der normalen zahnärztlichen Routinekontrolle erfolgen, besonders nachhaltig wirksam jedoch im Rahmen der präventiven professionellen Mundhygienebetreuung. Dies hat einerseits den Vorteil eine Schwangerschaft mit optimaler Plaque-Kontrolle zu beginnen, andererseits eine bestehende parodontale Erkrankung mit all den medizinischen und psychologischen Konsequenzen vor einer Konzeption zu sanieren.

"Nach heutiger Datenlage kann keine klare Aussage darüber gemacht werden, ob die Behandlung parodontaler Erkrankungen positive Auswirkungen auf den Verlauf einer Schwangerschaft insbesondere in der Vermeidung von Frühgeburten oder Kinder mit reduziertem Geburtsgewicht hat. Aus den jüngsten Arbeiten geht aber klar hervor, dass die routinierte, nicht-chirurgische parodontale Therapie im Sinne der Initialbehandlung mit `deep scaling' (Tiefenreinigung der Taschen) bei Schwangeren sowohl für Mutter als auch für den Embryo sicher ist und auch effektiv klinische Zeichen der Parodontitis beseitigen kann", versichert Dr. Wimmer.

Dies sei wohl die wichtigste Konklusion neuester Erkenntnisse vor allem in Anbetracht der Problematik, dass viele ZahnärztInnen, Dentalhygienikerinnen und Prophylaxeassistentinnen Frauen während der Schwangerschaft aus mangelndem bestehenden Wissen und Angst vor Fehlern ungern behandeln, so Dr. Wimmer weiter. Gerade weil Schwangerschaft als ein ungewohnter neuer Zustand des Körpers mit einer gewissen Unsicherheit und oft auch erhöhter Ängstlichkeit gegenüber zahnärztlichen Eingriffen einhergehe, sollte man der Patientin mit Empathie und Fürsorge, aber auch mit entsprechendem Wissen über die spezifischen Therapiemodalitäten begegnen.

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