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Neue Diagnosepflicht belastet Ärzte und gefährdet Datenqualität, warnen Experten

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Österreichische Ärztekammer

Österreichische Ärztekammer

Mo. 29 Dezember 2025

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Wien – Ab 1. Jänner 2026 müssen niedergelassene Ärzte ICD-10-codierte Diagnosen an die Sozialversicherung übermitteln. Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, begrüßt die strukturierte Datenerfassung grundsätzlich, kritisiert jedoch die Umsetzung.

Wenn die Daten keinen Mehrwert bringen oder zu falschen Schlussfolgerungen führen, werde eine gute Idee konterkariert. Zudem sei die Begutachtungsfrist des Gesetzesentwurfs von nur knapp einer Woche viel zu kurz.

Die geplante ambulante Diagnose- und Leistungsdokumentation (AMBCO) verzögert die Datenübermittlung erheblich: Diagnosen laufen über Sozialversicherung, Pseudonymisierungsstelle und Dachverband ans Ministerium und sind erst nach drei bis sechs Monaten verfügbar. Wutscher plädiert für eine Trennung von Abrechnungs- und Diagnosedaten, um tagesaktuelle Krankheitsinformationen zu erhalten, etwa bei Infektionsgeschehen.

Auch die Datenqualität für den Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) ist problematisch. Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Telemedizin, erklärt, dass AMBCO-Daten nicht für die Patienten-Kurzakte („Patient Summary“) geeignet sind, die 2029 umgesetzt werden muss. Die Codierung orientiere sich an abrechnungsrelevanten Vorgaben und verursache ineffiziente Doppelarbeiten.

Zudem steigen Datenschutzrisiken: Mehr Daten bedeuten höhere Gefahr von Verlust oder Diebstahl. Deshalb hat die Ärztekammer eine Datenschutz-Folgeabschätzung in Auftrag gegeben. Als Alternative empfiehlt die Ärztekammer das ELGA-Tool „e-Diagnose“, das Diagnosen von Abrechnungsdaten trennt, den Aufwand reduziert und aussagekräftige Registerdaten liefert. Bisher sei diese Lösung jedoch nicht umgesetzt worden.

Der administrative Aufwand durch AMBCO ist hoch: Jede Diagnose muss erfasst, Dauerdiagnosen nachgetragen und auch nicht-ärztliche Kontakte codiert werden. Wutscher warnt, dass dies die knappen ärztlichen Ressourcen belastet und die Patientenversorgung reduziert. Er appelliert, die Datenerhebung effizient und sinnvoll zu gestalten, um echten Mehrwert für die Gesundheitsplanung zu schaffen und den Arztberuf attraktiver zu machen.

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