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Wien – Aufgrund der medial kolportierten Pläne rund um ein Nebenbeschäftigungsverbot für Spitalsärztinnen und -ärzte in Teilzeit, hat die Kurie angestellte Ärzte der Ärztekammer für Wien eine entsprechende Erhebung durchgeführt. An der Umfrage haben insgesamt 1.727 Wiener Spitalsärztinnen und -ärzte aus sämtlichen Spitälern teilgenommen. Von den Teilnehmenden hatten 998 zur Frage „Wie würden Sie sich bei einem Nebenbeschäftigungsverbot entscheiden“ eine eindeutige Meinung. Ergebnis*: Die große Mehrheit von 71 Prozent würde das Spital verlassen. Nur 29 Prozent würden trotz eines Nebenbeschäftigungsverbotes im Spital bleiben. Für Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart und Vizepräsidentin sowie Kurienobfrau der angestellten Ärzte Natalja Haninger-Vacariu ein weiterer Grund, derartige Pläne endgültig zu begraben, um die Gesundheitsversorgung in der Hauptstadt nicht zu gefährden.
Johannes Steinhart, Präsident der Wiener und Österreichischen Ärztekammer, sieht sich in seiner Kritik bestätigt: „Dieser undurchdachte Vorstoß eines kleinen Teils der Politik ist abzulehnen, was jetzt auch Zahlen belegen. Man wird in der Gesundheitspolitik niemals weiterkommen, wenn man gegen die Beschäftigten agiert. Eine Beschränkung des freien Arztberufes ist mit uns nicht zu machen. Stattdessen ist es höchste Zeit, die Arbeitsbedingungen im öffentlichen Gesundheitswesen spürbar zu verbessern. Nur so kann man Abwanderungsbewegungen stoppen und Patientensicherheit gewährleisten.“
Für Natalja Haninger-Vacariu, Kurienobfrau angestellte Ärzte und Vizepräsidentin der Ärztekammer für Wien, ist die Umfrage ein alarmierendes Signal an die Politik. Das diskutierte Nebenbeschäftigungsverbot für Spitalsärztinnen und -ärzte habe wohl auch dazu gedient, die Verantwortung für die Probleme in den Spitälern auf die Ärzteschaft abzuwälzen: „Man sollte nicht die helfende Hand beißen. Ärzte-Bashing hilft hier keinem weiter, sondern führt laut der jüngsten Erhebung bei einem Großteil unserer Kolleginnen und Kollegen zu einer massiven Verstärkung der Abwanderungsgedanken. Das kann sich Wien im Angesicht des ohnehin bestehenden Personalmangels und der viel zu langen OP-Wartezeiten nicht leisten. Wenn unsere Patientinnen und Patienten für medizinisch notwendige Eingriffe teilweise ein Jahr auf einen OP-Termin warten müssen, ist die Grenze des Zumutbaren weit überschritten. Gleichzeitig sagen mir viele Kolleginnen und Kollegen aus Ärzteschaft und Pflege: ‚Wir können nicht mehr‘. Sowohl die Politik als auch die Spitalsträger sind gefordert, vernünftige Lösungen zu erarbeiten. Wir sind stets zu konstruktiven und lösungsorientierten Gesprächen bereit. Denn die Zeit drängt!“ Personalmangel werde man überdies mit Verbotspolitik nicht bekämpfen können, sondern nur mit Anreizen, so Haninger-Vacariu weiter. „Es gibt diverse Gründe, warum jemand teilzeitbeschäftigt ist, etwa weil man sich um seine Kinder oder Angehörige kümmern möchte. Insofern gehören zu einer von uns vehement geforderten Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Wiener Spitälern auch moderne Karenzmodelle und Betreuungseinrichtungen.“
Hintergrund Umfrage:
Zeitraum: 17. Juni bis 24. Juni 2024
Teilnehmende: 1.727 Wiener Spitalsärztinnen und -ärzte
Durchführende Organisation: Ärztekammer für Wien, Kurie angestellte Ärzte
Spitalsträger/Krankenhäuser der Teilnehmenden: Wiener Gesundheitsverbund der Stadt Wien und Pflegehäuser, MedUni Wien (AKH), Vinzenz Gruppe (Ordensspitäler), ÖGK (Hanusch Krankenhaus), Rotes Kreuz Wien (St. Anna Kinderspital) sowie AUVA (Traumazentrum Meidling, Lorenz-Böhler-Unfallkrankenhaus).
Quelle: Ärztekammer für Wien
Redaktionelle Anmerkung:
* Ergebnis der Deklarierten, sprich 998 von 1.727 insgesamt Befragten (der Rest machte keine Angabe zur o.g. Frage).
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