WIEN - In Österreich erkranken jährlich bis zu 400 Frauen an invasivem Gebärmutterhalskrebs. In mehr als 90 Prozent der Fälle sind humane Papillomaviren (HPV) dafür verantwortlich. Auch Krebsarten im Rachenraum werden zunehmend durch HPV-Viren hervorgerufen. Eine neue Impfstoff-Generation wird aktuell an der MedUni Wien klinisch erprobt und soll in rund zwei Jahren erhältlich sein.
Derzeit sind über hundert Stämme der humanen Papillomaviren (HPV) bekannt, vierzehn davon können Krebs erregen. Die derzeit eingesetzten HPV-Impfungen schützen vor 70 Prozent dieser Krebserkrankungen. „Mit der nächsten Generation des HPV-Impfstoffs werden wir 90 Prozent erreichen“, sagt Elmar Joura von der Universitätsklinik für Frauenheilkunde an der MedUni Wien anlässlich der bevorstehenden Woche der Immunisierung.
Der Wirkungsmechanismus von HPV ist heimtückisch: Eine Infektion mit HPV verläuft langsam, unentdeckt und ohne Krankheitssymptome, bis es schließlich zu Krebs kommt. Die Impfung schützt – und ist nicht nur für junge Menschen ratsam. Joura: „Es gibt Wirksamkeitsdaten bis zum 45. Lebensjahr.“ Laut Joura wäre es wünschenswert, dass die HPV-Impfung nicht nur im österreichischen Impfplan empfohlen, sondern auch ins Kinderimpfprogramm aufgenommen und damit öffentlich finanziert wird, da das Kindesalter der optimale Zeitpunkt für die Vorsorge darstellt. Eine dahingehende Empfehlung des Obersten Sanitätsrats gibt es seit 2007, eine dahingehende Konsens-Entscheidung im Gesundheitsministerium seit vergangenen Oktober.
Derzeit kostet zum Beispiel die 4-fach-Impfung, die dreimal gegeben werden muss, insgesamt 570 Euro. Derzeit wird empfohlen, Mädchen und Frauen zwischen neun und 40 Jahren zu impfen, Burschen zwischen neun und 26. Länder wie Australien, Deutschland und die USA haben erst kürzlich nachgezogen und ihre Bestimmungen dementsprechend angepasst.
Die Dringlichkeit der Finanzierung durch die öffentliche Hand ist, so der MedUni-Forscher, ist mit Zahlen belegbar: „In Österreich gibt es laut Schätzungen jährlich 700 vermeidbare Krebsfälle, die durch HPV ausgelöst wurden, dazu kommen 3.000 verhinderbare Operationen wegen Krebsvorstufen am Gebärmutterhals sowie 15.000 Fälle an Genitalwarzen. Das könnte durch die Impfung deutlich verringert werden.“
Seit 2006 gibt es einen 4-fach HPV-Impfstoff, der an der MedUni Wien seit 2002 erprobt wurde und der gegen die gefährlichsten onkogenen HPV-Stämme, die Gebärmutterhalskrebs und andere Krebsarten im Genital- und Rachenbereich verursachen, aber auch Genitalwarzen auslösen, schützt. Die MedUni Wien übernimmt Verantwortung in dieser Causa und hat nicht nur einen HPV-Aktionstag initiiert, sondern auch eine kostengünstige Impfaktion für MitarbeiterInnen und StudentInnen angeboten. Bei der Behandlung und Diagnose von HPV-Erkrankungen gelten die Kliniken und Institute der MedUni Wien als weltweit führend.
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