INNSBRUCK - Für die Forschungsarbeiten von ao. Univ. Prof. Dr. Erich Gnaiger und seinem Team vom D. Swarovski Research Laboratory hat die Medizinische Universität Innsbruck kürzlich den Houska Preis 2011 erhalten.
Siegerprojekt bringt Licht in die Kraftwerke der Zellen
Für die Forschungsarbeiten von ao. Univ. Prof. Dr. Erich Gnaiger und seinem Team vom D. Swarovski Research Laboratory hat die Medizinische Universität Innsbruck kürzlich den Houska Preis 2011 erhalten. Diese renommierte Auszeichnung ist Österreichs größte private Forschungsförderinitiative. Vor allem in der Präventivmedizin sowie in der Therapie altersbedingter Gesundheitsrisiken und degenerativer Erkrankungen werden die Innsbrucker Forschungsergebnisse in Zukunft maßgeblich an Bedeutung gewinnen.
Innsbruck, 02.05.2012: Der Oxygraph-2k (O2k) wurde von den Tiroler Firmen OROBOROS INSTRUMENTS GmbH und WGT-Elektronik GmbH & Co KG in einem von Prof. Erich Gnaiger geleiteten Projekt entwickelt. Dieses international etablierte Gerät wurde nun im Rahmen des K-Regio Projekts MitoCom Tirol durch ein Fluoreszenzmodul erweitert, welches sprichwörtlich „neues Licht“ auf die Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, wirft. „Mitochondrien sind für die Zellatmung, also die sogenannte ,innere Atmung` verantwortlich. Da die Versorgung der Zellen mit Sauerstoff lebenswichtig ist, können sie auch als ‚Energiekraftwerke‘ der Zellen bezeichnet werden“, erklärt Prof. Erich Gnaiger von der Innsbrucker Universitätsklinik für Visceral-, Transplantations- und Thoraxchirurgie. „Die Zellatmung ist ein komplexer biochemischer Prozess, bei dem Nährstoffe, vor allem Kohlenhydrate und Fettsäuren, zur Energiegewinnung und Aufrechterhaltung der Lebensvorgänge verbrannt und chemische Energie in Form von ATP, also Adenosintriphosphat, gespeichert wird.“ Die Evaluierung der mitochondrialen Atmungsfunktionen spielt zunehmend eine wichtige Rolle bei der Diagnose unterschiedlicher Krankheitsbilder. Vor allem in der Altersforschung oder bei degenerativen Erkrankungen, wie Typ 2 Diabetes und Demenz, ist sie relevant.
Große Freude in Innsbruck über die hohe Auszeichnung
Der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Herbert Lochs, und der Vizerektor für Forschung, Univ.-Prof. Dr. Günther Sperk gratulieren Prof. Erich Gnaiger und seinem Forschungsteam für ihre hervorragende Arbeit. „Die Verleihung des Houska-Preises zeigt einmal mehr, dass das Daniel Swarovski Forschungslabor eine international renommierte Forschungsstätte ist, die seit seiner Gründung 1993 aus der Tiroler Forschungslandschaft nicht mehr wegzudenken ist.“ Das Siegerteam der Medizinischen Universität Innsbruck erhält ein Preisgeld von 120.000 Euro.
Hohes Marktpotential der Geräteerweiterung
An der Medizinischen Universität Innsbruck wird derzeit im Rahmen des K-Regio Projekts MitoCom Tyrol von dem Team rund um Prof. Erich Gnaiger ein neues hochauflösendes Messgerät entwickelt, das die Funktionen des O2k erweitert. „Bisher wurde ein relativ einfaches Signal, nämlich der Sauerstoff-Verbrauch gemessen. Das neue Gerät soll diese Funktion mit der optischen Methode der Fluorometrie verknüpfen“, erklärt Prof. Gnaiger, der die Firma OROBOROS INSTRUMENTS GmbH gegründet hat und leitet. Durch die Kombination des O2k mit optischen Messverfahren können neben der Messung der Mitochondrienatmung weitere zelluläre Funktionen, wie etwa die Bildung von reaktivem Sauerstoff (oxidativer Stress), die ATP-Produktion, die Kalzium-Konzentration und das mitochondriale Membranpotenzial gemessen werden. Die Entwicklung des neuen Produkts hat hohes Marktpotenzial. Das neue Gerät, dessen Entwicklung insgesamt drei Jahre in Anspruch nimmt, ist modulartig aufgebaut. Erste Module sind bereits jetzt auf den Markt gekommen.
Weitere Anwendungsbereiche: Transplantationen und Sportmedizin
Kompetenz im Bereich der mitochondrialen Diagnostik wird in Zukunft zunehmend an Bedeutung vor allem in der Präventivmedizin und der Therapie altersbedingter Gesundheitsrisiken und degenerativer Erkrankungen gewinnen. Auch bei Organtransplantationen ist die neue Technologie hilfreich: In der Zeit zwischen Organentnahme und –implantation wird der Energiehaushalt der Zellen empfindlich gestört. Mit dem neuen ‚O2k-Fluorometer‘ wird es möglich sein, die Lebensfähigkeit des Gewebes besser abzuschätzen. „In diesem Bereich wird das bestehende O2k-Gerät bereits international erfolgreich eingesetzt“, erklärt Prof. Gnaiger. „Zahlreiche Publikationen sind dazu erschienen. Unsere Weiterentwicklung wird zusätzlich diagnostisch wichtige Informationen bringen.“ Ein weiterer Anwendungsbereich für die Technologie ist die Sportmedizin, daher ist das Institut für Sportwissenschaften der Universität Innsbruck (Prof. DDr. Martin Burtscher) auch ein Projektpartner im K-Regio Projekt MitoCom Tyrol. Eines der vielfältigen Ziele ist es, den Trainingseffekt unter Standardbedingungen sowie unter höhenbedingter Hypoxie (Höhentraining) bezüglich der Zellkraftwerke genau zu untersuchen.
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