FELDKIRCH/LEIPZIG – In einem interdisziplinären Projekt stellten Forscher am universitären Lehrkrankenhaus (LKH) Feldkirch den Dentalprotector, einen oralen Strahlenschutz, her.
Bei der Strahlentherapie von Kopftumoren wird auch Gewebe bestrahlt, das nicht vom Krebs befallen ist. Der Radiologe OA Dr. Franz Böhler, der Zahntechniker wie Zahnmedizinstudent Gunar Koller und der Kieferchirurg OA DDr. Christian Lechner von dem LKH Feldkich entwickelten gemeinsam den Dental Protector, der jedem Patienten individuell angepasst wird. Der neue Schutz würde die zu schonenden Mundbereiche vor der Bestrahlung schützen, wie die Feldkircher Wissenschafter über ihre Erfindung mitteilten. Das Liechtensteiner Unternehmen Hibrand produziert den Dental Protector, der bisher in Österreich vertrieben wird. Eine weltweite Vermarktung wird angestrebt. Im Interview spricht der Kieferchirurg Lechner von der Idee und der genauen Herstellung des Dental Protectors.
Herr DDr. Lechner, wie kamen Sie und Ihre Kollegen auf die Idee, den Dental Protector zu entwickeln?
OA DDr. Christian Lechner: Oberarzt Dr. Franz Böhler von der Abteilung Radioonkologie trat mit dem Problem strahlenbedingter Nebenwirkungen bei der Behandlung von Kopf- und Halstumoren an unseren Zahntechniker, Herrn Gunar Koller, und mich vor etwa drei Jahren heran. Bei der Bestrahlung solcher Tumore liegen prinzipiell zu schonende Gewebe des Kopfbereiches wie Zunge, Wangen, Lippen, Mundwinkel, Unterkiefer oder Oberkiefer im Strahlenfeld und werden so mit bestrahlt, was zu erheblichen Nebenwirkungen führen kann. Ziel war es nun, eine Vorrichtung zu entwickeln, die die Gewebe sicher aus dem Strahlenfeld heraushält und das sollte für die gesamte Dauer der Strahlentherapie täglich gleich reproduzierbar sein.
Wie funktioniert das Verfahren?
Für die Herstellung des Dental Protectors wird durch den Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen eine speziell für diesen Zweck modifizierte Abformung des Ober- und Unterkiefers durchgeführt. Anschließend wird durch den Zahntechniker der Protector in mehreren Schritten aus Kunststoff hergestellt, wobei die einzelnen Schritte immer am Patienten anprobiert und kontrolliert werden. Dadurch wird auch der Patient mit der Handhabung, also dem Einsetzen des Protectors zur Strahlentherapie, vertraut gemacht. Die Herstellungsdauer beträgt im Schnitt zwei bis drei Tage, da der Dental Protector für jeden einzelnen Patienten individuell hergestellt werden muss, um höchstmögliche Präzision zu erreichen. Der mit dem Bau beauftragte Zahntechniker muss strahlentherapeutische Grundkenntnisse aufweisen, um die Anforderungen des Strahlentherapeuten an dem Dental Protector umsetzen zu können.
Vor der Bestrahlungssitzung setzt der Patient den Dental Protector selbst ein, der Radiologietechnologe kontrolliert lediglich den korrekten Sitz. Eine Bestrahlungssitzung dauert circa zehn Minuten und die gesamte Bestrahlungsperiode, je nach Behandlungsschema, circa fünf bis acht Wochen. Die bisherigen Erfahrungen zeigen, dass durch den Dental Protector eine täglich verlässlich reproduzierbare Stellung des Unterkiefers ermöglicht wird und eine ebenso reproduzierbare Verlagerung oder Fixierung der zu schonenden Weichgewebe. Aus der reproduzierbaren Unterkieferstellung resultiert die Schonung der Zähne und des Knochens. So kann die Dosis an den Lippen, Mundwinkeln, Wangen oder Zunge um zehn bis hundert Prozent, je nach Bestrahlungstechnik, reduziert werden.
Bei welchen Patientinnen und Patienten kann der neue Schutz angewendet werden?
Ob bei einem Patienten der Dental Protector angewendet wird, entscheidet der Strahlentherapeut. Der Schutz kann bei Tumoren der Mundhöhle, des Rachens, der Nase, Nasennebenhöhle und des Nasopharynx zum Einsatz kommen. Es ist auch möglich, ein Bleischild am Dental Protector anzubringen und somit eine Schutzwirkung bei der Brachytherapie von Kopf- und Halstumoren zu erreichen.
Sie haben Ihre Erfindung auf Kongressen vorgestellt. Wie waren die Reaktionen?
Der Dental Protector wurde erstmals im vergangenen Jahr auf vier wissenschaftlichen Veranstaltungen präsentiert. Es zeigten Ärzte, aber auch röntgentechnologische Assistenten und Physiker aus Österreich, Deutschland, Polen, Schweiz, Slowenien aber auch aus Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Brasilien, Indien und Australien Interesse am Dental Protector.
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