WIEN - Oleh Andrukhov, Leiter des Competence Center Periodontal Research der Universitätszahnklinik Wien, erhält vom Wissenschaftsfonds FWF eine Forschungsförderung für ein Projekt zu parodontalen Mesenchymalen Stamm-/Stromazellen. Es handelt sich dabei für den Zell- und Molekularbiologen der MedUni Wien um den bereits zweiten eingeworbenen FWF-Forschungsgrant in diesem Jahr.
Immunomodulation durch Subpopulationen parodontaler mesenchymalen stromal Zellen
Mesenchymale Stamm-/Stromazellen (MSCs) kommen in verschiedenen Zahngeweben vor und besitzen immunmodulatorische Eigenschaften. Die immunmodulatorische Fähigkeit von MSCs wird derzeit als Hauptmechanismus ihrer therapeutischen Wirkung in verschiedenen Strategien zur Geweberegeneration angesehen, da ihr Differenzierungspotenzial in vivo sehr begrenzt ist.
Neuere Studien legen nahe, dass parodontale MSCs mehrere Subpopulationen umfassen, die Unterschiede in den Proliferations- und Differenzierungsfähigkeiten, der Oberflächenmarkerexpression und den Transkriptions- und Proteomprofilen aufweisen. Überraschenderweise wurden die Unterschiede in der immunmodulatorischen Kapazität zwischen verschiedenen Subpopulationen dieser Zellen nie systematisch untersucht. Und dies stellt auch die Haupthypothese des Projekts dar, dass verschiedene Subpopulationen parodontaler MSCs unterschiedliche immunmodulatorische Aktivität besitzen. Oleh Andrukhov und sein Team stellen darüber hinaus die Hypothese auf, dass sich diese Subpopulationen in den Mechanismen ihrer gegenseitigen Interaktion mit Immunzellen unterscheiden und eine wesentliche Rolle bei entzündlichen Erkrankungen spielen könnten: Hier kommt insbesondere der Parodontitis, der Entzündung des Zahnfleisches, eine besondere Rolle zu, da sie doch einer breiten Bevölkerungsgruppe chronische Zahnfleisch- und auch Zahnprobleme bereiten kann.
Die Studie soll es nun erstmals ermöglichen, die einzigartigen immunmodulatorischen Eigenschaften verschiedener Subpopulationen zu identifizieren und die optimalen Zellquellen für eine erfolgreiche Verwendung von MSC-ähnlichen Zellen für verschiedene klinische Anwendungen in oralen und extraoralen Geweben herauszufinden. Dadurch soll es möglich sein, auf die entzündlichen Herausforderungen im zahnmedizinischen Alltag besser reagieren und neue therapeutische Pfade unter Einbeziehung der eigenen Immunabwehr beschreiten zu können.
Bereits zweites FWF-Projekt in diesem Jahr
Oleh Andrukhov und sein Team haben gemeinsam mit Christina Schäffer von der BOKU Wien bereits früher in diesem Jahr den Förderungszuschlag erhalten für das Projekt „Modulation der Interaktionen zwischen Zahnplaque und dem Immunsystem durch den Parodontitis-Erreger Tannerella forsythia“. Die Mundhöhle ist als Haupteintrittspforte in den menschlichen Körper in besonderem Umfang von Bakterien besiedelt. Diese Bakterien sind in vielen Fällen vorteilhaft für den Menschen und ihre Ausprägung wird durch das Wirtsimmunsystem kontrolliert. Gewinnen jedoch bestimmte orale Bakterien überhand, kann das zur Entstehung von Parodontitis führen. Dies ist die weltweit häufigste bakterielle Infektionskrankheit unter der adulten Bevölkerung, die unbehandelt zu Zahnausfall führt. Zumeist geht Parodontitis mit einer erhöhten Anzahl der pathogenen Bakterien des „roten Komplexes“ – Porphyromonas gingivalis, Treponema denticola und Tannerella forsythia – im oralen Biofilm (Zahnplaque/Zahnstein) einher. Jüngste Studien haben gezeigt, dass P. gingivalis das Immunsystem manipulieren kann, wodurch die Interaktion zwischen der oralen Mikroflora als Ganzer und dem Immunsystem verändert wird. Es ist nicht bekannt, ob auch die anderen Bakterien des „roten Komplexes“ manipulativ auf das Wirtsimmunsystem wirken können. Die Ergebnisse dieses interdisziplinären Projekts werden zeigen, inwiefern T. forsythia die Wirtsimmunabwehr manipulieren und das Gleichgewicht zwischen der oralen Mikroflora und dem Immunsystem beeinflussen kann. Das Projekt kann wegweisend für therapeutische und prophylaktische Ansätze zur Behandlung von Parodontitis sein.
Zur Person
Oleh Andrukhov hält einen PhD in Biophysik und habilitierte sich in molekularer Zellbiologie. Seine Studien- und Forschungsaufenthalte führten ihn vom Bogomoletz Institut für Physiologie in Kiew (Ukraine) über das Institut für Molekularbiologie sowie das Department für Zellbiologie der Universität Salzburg bis zum Ludwig Boltzmann Institut für Klinische und Experimentelle Traumatologie – und letztlich an die Universitätszahnklinik Wien (seit 2008), wo er seit 2019 das Competence Center for Periodontal Research leitet. Er hält derzeit bei knapp hundert Publikationen in peer-reviewed Journals und ist im Editorial Board mehrerer Fachmagazine.
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