Michigan – Wer je auf eine Gabel gebissen hat, kennt diesen Ruck, der den Mund unvermittelt aufspringen lässt. Dahinter steckt kein Zufall, sondern ein ausgefeilter Schutzmechanismus. Verantwortlich dafür sind spezialisierte Neuronen tief im Zahninneren.
Sie registrieren Druck, Bruchgefahr oder feinste Verletzungen am Schmelz und leiten innerhalb von Millisekunden eine Reaktion ein. Zähne sind somit offenbar sensibler, als wir vermuten.
Eine Forschergruppe der University of Michigan zeigt in einer aktuellen Arbeit, dass diese feinen Fühler, kleinste Nervenstränge weit mehr können. Sie agieren wie Wächter, die Schäden erkennen und sofort Alarm schlagen. Nicht nur ans Gehirn, sondern direkt an die Kaumuskulatur mit dem Ergebnis des blitzartigen Kieferöffnungsreflexes, der den Zahn rettet, bevor er Schaden nimmt. Die Michigan-Forscher beobachteten diesen Prozess in Echtzeit an Mäusemolaren. Mit modernster Bildgebung und Verhaltenstests gelang es ihnen erstmals, die Doppelrolle dieser Nervenzellen sichtbar zu machen. Sie erzeugen Schmerz, ja, aber gleichzeitig verhindern sie Schlimmeres. Eine Art Notbremse im Mund, die evolutionär vor allem jene Säugetiere schützt, die ihre Zähne nicht nachwachsen lassen können, also auch uns. Noch steckt die Forschung am Anfang. Zähne sind keine passiven Kauwerkzeuge. Sie sind hochsensible Organe, die mit dem Nervensystem ein raffiniertes Schutzbündnis geschlossen haben, damit wir nicht an der Gabel verzweifeln.
Quelle: Cell Reports
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