WIEN – „Österreich hat in den vergangenen Jahren ein qualitativ hochwertiges Versorgungssystem mit hoher Ärztedichte für die Bevölkerung aufgebaut. Daher kommt der qualitativen Ausbildung unserer Mediziner eine wesentliche Rolle zu. Hier braucht es nationale und europäische Maßnahmen, um das hohe Niveau langfristig zu sichern“, so Wissenschaftsminister Vizekanzler Dr. Reinhold Mitterlehner in einem Pressegespräch.
Um die heimische Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, wurde 2006 die Quotenregelung eingeführt: 75 Prozent der Medizinstudienplätze sind für Österreicher vorgesehen, 20 Prozent für Studenten aus EU-Ländern, fünf Prozent aus Drittstaaten. Bis Ende 2016 läuft die derzeit geltende Quote im Medizinstudium. Um den Bedarf zu untermauern, hat Österreich seit 2008 jedes Jahr einen Bericht mit relevanten hochschulischen Daten bei der EU-Kommission vorgelegt. Der Endbericht wurde Anfang Oktober an die EU-Kommission übermittelt.
Ausbildung in Österreich – arbeiten in Deutschland
In Österreich gibt es derzeit 1.620 Studienplätze für Human- und Zahnmedizin. Österreichweit haben sich heuer 15.130 Personen für Aufnahmeverfahren angemeldet (rund 1.000 Personen mehr als 2015). „Das kontinuierlich steigende Interesse am Studium ist ein klarer Beleg für die hohe Ausbildungsqualität in Österreich. Studierende aus Deutschland bilden vor, während und nach dem Studium einen hohen Anteil im Medizinstudium. Auf der anderen Seite sehen wir eine Fehlentwicklung bei der tatsächlichen Berufsausübung dieser Absolventen“, so Dr. Mitterlehner. Laut Absolventenbefragung im letzten Studienjahr planen 60 Prozent der Deutschen, nach dem Studium zurückzugehen, tatsächlich liegt der Anteil der Rückkehrer zehn bis 20 Prozent darüber. Nur zehn Prozent lassen sich in die österreichische Ärzteliste eintragen, von den österreichischen Absolventen hingegen 84 Prozent. Hauptmotive für die Rückkehr nach Deutschland sind familiäre Gründe (45 Prozent) und berufliche Überlegungen (44 Prozent).
Quotenregelung notwendig
Ohne Quotenregelung würde es aufgrund der Erfahrungen in der Vergangenheit zu einem noch höheren Anteil insbesondere deutscher Studierender kommen, durch das unterschiedliche Migrationsverhalten mit drastischen Folgen für die Gesundheitsversorgung. In Zukunft werden ohne die Quotenregelung bis zum Jahr 2030 rund 3.500 Ärztestellen im Gesundheitssystem fehlen, verschärft wird die Situation durch einen stärker werdenden Ärztebedarf in Deutschland von 45.000 Ärzten bis 2020. „Aufgrund der Datenlage und des künftig steigenden Bedarfs an Medizinern in Deutschland ist davon auszugehen, dass der Druck auf Österreichs Medizinische Universitäten weiter steigen wird. Wir setzen kontinuierlich Schritte, um mehr Medizinabsolventen im Land zu halten, aber allein mit nationalen Maßnahmen werden wir das hohe Niveau der Versorgung nicht sichern können“, betont Dr. Mitterlehner angesichts der bevorstehenden politischen Verhandlungen über die Fortführung der Medizinquote.
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