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Mediziner fordern: Triclosan verbieten

Triclosan: Keinen Nutzen für KonsumentInnen, aber viele Gesundheits- und Umweltgefahren © Magnus – stock.adobe.com
Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz

Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz

So. 23 Juli 2017

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BASEL, Schweiz – Globaler Aufruf von 206 WissenschaftlerInnen, ÄrztInnen und medizinischen Fachpersonen aus 29 Ländern sowie von neun europäischen Gesundheitsorganisationen. Das Problem-Biozid Triclosan solle weltweit nur noch in medizinischen Spezialanwendungen zugelassen werden.

Dies verlangen 206 WissenschlaftlerInnen, ÄrztInnen und medizinische Fachpersonen aus 29 Ländern in einem Aufruf, den die renommierte Wissenschaftszeitschrift Environmental Health Perspectives am 20. Juni veröffentlicht hat. Triclosan kommt noch immer in zahlreichen Produkten auch des täglichen Bedarfs vor, so zum Beispiel teilweise in Zahnpasta und in Kosmetika, aber auch etwa immer wieder in Schuhen und Sportbekleidung. Triclosan ist hormonell wirksam und wird fast überall auf der Welt in der Muttermilch nachgewiesen. Daher ist es gesundheitlich problematisch. Die neun Gesundheitsorganisationen AefU, ÄGU, ARTAC, ASEF, DAAB, ÖAB, mus, SERA und WECF aus vier europäischen Ländern unterstützen den internationalen Aufruf1 und fordern ein Verbot des gefährlichen Triclosan auch in Europa.

Zwar verbieten die US-, die EU- und die Schweizer Behörden das problematische Desinfektionsmittel Triclosan in Seifen und Reinigungsmitteln. In Kosmetika und anderen Produkten des täglichen Bedarfs aber soll Triclosan weiterhin vorkommen dürfen.

Triclosan: Keinen Nutzen für KonsumentInnen, aber viele Gesundheits- und Umweltgefahren

„Für den Konsumenten hat Triclosan in Kosmetika keinen unmittelbaren Nutzen. In dieser Konzentration wirkt es nicht desinfiszierend auf der Haut“, sagt Dr. Hanns Moshammer von den ÄrztInnen für eine gesunde Umwelt (ÄGU) in Österreich. „Dennoch kann es die nützliche Hautflora stören“, ergänzt sein österreichischer Kollege Assoz.-Prof. Dr. med. Hans-Peter Hutter von Medizin und Umweltschutz (mus). Triclosan ist zudem gesundheitlich bedenklich: „Die Substanz steht z.B. im Verdacht, Brustkrebs auszulösen, Spermien zu schädigen, die Leber und die Muskeln anzugreifen sowie Resistenzen gegen Antibiotika zu begünstigen. Zudem reizt die Substanz die Haut“, fügt Dr. med. Peter Kälin, Präsident der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) in der Schweiz an. „Triclosan ist zudem ein bekannter Allergieauslöser“, betont Dr. Silvia Pleschka vom Deutschen Allergie- und Asthmabund e.V. (DAAB).

Ortwin Zais, Vorstand beim Ökologischen Ärztebund Deutschland ergänzt: „Triclosan wurde in zahlreichen Ländern in der Muttermilch nachgewiesen und auch schon in Nabelschnurblut.“ Triclosan findet sich dort „weil es sich in der Umwelt sehr schlecht abbaut und heute in fast allen Umweltmedien weltweit zu finden ist“, ergänzt Prof. Dominique Belpomme, Präsident der französischen Association 2 pour la Recherche Thérapeutique Anti-Cancéreuse (ARTAC). Und Dr. med. Pierre Souvet, Präsident der Association Santé Environnement France (ASEF) erinnert daran: „Bei der Produktion von Triclosan entstehen sogar hochgiftige, Dioxin-ähnliche Substanzen. Dasselbe geschieht teilweise bei seinem Abbau in der Umwelt.“ Diese würden sich „dann teilweise genauso in der Muttermilch finden wie das Triclosan selbst“, ergänzt Véronique Moreira, Präsidentin des Netzwerks Women Engage for a Common Future France (WECF). Jacqueline Collard, Präsidentin der Association Santé Environnement Rhône-Alpes“ (SERA, Frankreich) bilanziert: „Es ist nicht mehr hinnehmbar, dass Triclosan weiterhin in zahlreichen Alltags-Hygiene-Produkten auch für Kleinkinder vorkommt.“

Produktion und die Verwendung von Triclosan hinterfragen

Das sehen auch die AutorInnen des Florence Statement on Triclosan2 so, das über 206 WissenschaftlerInnen, ÄrztInnen und medizinische Fachpersonen aus 29 Ländern heute in der bekannten Wissenschaftszeitschrift Environmental Health Perspectives veröffentlicht haben: Sie rufen „die internationale Gemeinschaft dazu auf, die Produktion und die Verwendung von Triclosan“ auf ausschliesslich medizinische Anwendungen „einzuschränken und generell den Nutzen von Desinfektionsmitteln zu hinterfragen.“

Das Biozid Triclosan auch in Europa verbieten

Triclosan europaweit verbieten: Das fordern AefU, ÄGU, ARTAC, ASEF, DABB, mus, ÖAB, SERA und WECF – also neun medizinisch und auf die Gesundheitsvorsorge ausgerichtete Organisationen aus vier europäischen Ländern – von der Europäischen Kommission und den einzelnen nationalen Behörden in Europa.

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