JENA - Hypnose lindert Schmerzen und fördert die Genesung nach chirurgischen Eingriffen – das ist das Ergebnis einer Meta-Analyse, in der Psychologen die Wirksamkeit von Hypnose im Rahmen operativer Eingriffe untersuchten.
Die Wissenschaftler werteten dafür 50 Einzelstudien mit über 4000 Patienten aus. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt im Fachblatt Clinical Psychology Review.
Seit mehr als 50 Jahren wird die Wirksamkeit von Hypnose im Rahmen chirurgischer Eingriffe untersucht. Da psychischer Stress den Heilungsprozess negativ beeinflussen kann, soll Hypnose den Patienten die Ängste nehmen, Schmerzen verringern und die Genesung beschleunigen. Inwieweit Hypnose das wirklich zu leisten vermag, untersuchten jetzt Wissenschaftler der Unikliniken Jena und Leipzig in einer Meta-Analyse von Studien zum Einsatz von Hypnose bei chirurgischen Eingriffen.
Bereits 2013 konnte die Forschungsgruppe um Dr. Jenny Rosendahl positive Effekte von Hypnose bei Operationen nachweisen. Seitdem wurden weltweit zahlreiche weitere Studien zum Thema durchgeführt, die nun zusätzlich in der Auswertung berücksichtigt wurden, um ein aktuelles Bild zur Wirksamkeit von Hypnose zu erhalten. Insgesamt 50 Studien an 4269 Patienten, darunter 23 neue Untersuchungen, wurden anhand thematischer und qualitativer Kriterien ausgewählt und deren Ergebnisse zusammengefasst.
In diesen Studien hatten die Patienten Hypnose jeweils zusätzlich zur Routinebehandlung vor, während oder nach Operationen erhalten. Dazu zählten beispielsweise gynäkologische oder Herzoperationen sowie diagnostische Prozeduren wie Biopsien. „Die Hypnose wurde in den meisten Studien von einem anwesenden Therapeuten durchgeführt, aber auch in Selbsthypnose mit Hilfe einer CD, und dauerte meist etwa 30 Minuten“, beschreibt Mareike Holler, Medizindoktorandin am Institut für Psychosoziale Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie am Uniklinikum Jena die Bandbreite der Studien, die sie im Rahmen ihrer Dissertation analysierte.
Effektive Unterstützung bei stressreichen Operationen oder schmerzhaften Eingriffen
Das zentrale Element der Hypnotherapie sind therapeutische Suggestionen, die auf Veränderungen in der subjektiven Wahrnehmung und im Verhalten der Patienten abzielen. In der Operationssituation sind diese Suggestionen hauptsächlich auf die Vermittlung von Entspannung, die Reduzierung von Schmerzen und eine schnelle, komplikationslose Wundheilung ausgerichtet. „In der Auswertung der Studien erwies sich Hypnose als wirksame Intervention“, fasst Mareike Holler das Ergebnis zusammen, „sie trägt dazu bei, Ängste und Stress der Patienten zu reduzieren, Schmerzen zu lindern und auch die Genesung nach dem Eingriff zu fördern.“
Positive Effekte der Hypnose zeigten sich zudem auch in Bezug auf ökonomische Aspekte. Patienten, die eine Hypnotherapie erhalten hatten, benötigten im Vergleich zu Patienten ohne eine solche Behandlung durchschnittlich weniger Schmerzmedikamente, und der operative Eingriff konnte in kürzerer Zeit durchgeführt werden. Mitautorin Dr. Jenny Rosendahl: „Unsere Analyse zeigte, dass Hypnose die Patienten bei der Bewältigung stressreicher Operationen oder schmerzhafter Eingriffe effektiv unterstützen kann. Dies kam nicht nur in den Einschätzungen der Patienten zum Ausdruck, sondern war auch an objektiven klinischen Kriterien messbar.“
Entscheidungsgrundlage für Ärzte und Kostenträger
Dass sich die Wirksamkeit der Hypnose sowohl anhand patientenrelevanter Aspekte wie psychischer Belastung oder Schmerzen, als auch in Bezug auf Genesung, Medikamentenverbrauch und Dauer des Eingriffs belegen lässt, sehen die Autoren als ein wichtiges Ergebnis ihrer Meta-Analyse. „Das kann auch als Entscheidungsgrundlage für Ärzte und Kostenträger dienen. Da es sich um eine Kurzzeitintervention handelt und zudem die Möglichkeit besteht, Audioaufnahmen einzusetzen, lässt sich Hypnose vergleichsweise einfach in die medizinische Routine einbinden“, so Mareike Holler. „Patienten können bei chirurgischen Eingriffen vom Einsatz von Hypnose profitieren, aber es bedarf weiterer qualitativ hochwertiger Studien, um besonderes geeignete Hypnoseformern und Patientengruppen zu identifizieren und die Wirksamkeit weiter wissenschaftlich zu untermauern“, fasst Jenny Rosendahl das Fazit der Meta-Studie zusammen.
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