JOHANNESBURG/LEIPZIG – Das Anwenden der atraumatischen restaurativen Therapie (ART = Atraumatic Restorative Treatment), einer Füllungsbehandlung mit Glasionomerzementen, könnte in Zukunft eine mögliche Alternative zu gängigen Zahnbehandlungen sein. Forscher der Witwatersand-Universität in Johannesburg haben sieben randomisierte Studien analysiert, in deren Rahmen Zahnrestaurierungen verglichen wurden, die jeweils mit ART und Amalgam durchgeführt worden waren.
In den Studien wurden Füllungen der Kavitätsklassen I, II und V in Michzähnen und permanenten Zähnen untersucht – über einen Zeitraum von ein bis sechs Jahren nach der Behandlung. Die untersuchten Personen waren zufällig ausgewählt, es handelte sich dabei also um randomisierte Studien. „Studien, die keine randomisierte Patientenaufnahme enthalten, haben ein zu hohes systematisches Fehlerrisiko, und deren Resultate entsprechen daher nicht der Wahrheit“, erklärt Co-Autor Dr. Steffen Mickenautsch gegenüber der Dental Tribune Online. Durch die systematische Literatursuche in den fünf Hauptdatenbanken sowie durch den darauf folgenden Reference-Check und Handsuche habe das Forscherteam alle randomisierten Kontrollstudien identifizieren können, die zu diesem Thema bisher weltweit durchgeführt wurden.
Insgesamt 27 Vergleiche wurden innerhalb der Studien vorgenommen, und die meisten wiesen keinen Unterschied in der Erfolgsrate der beiden Varianten auf. Tatsächlich erwies sich die ART-Methode mit Glasionomerzementen-Füllungen in vier Vergleichen sogar als haltbarer und somit erfolgreicher als die Amalgam-Füllungen. Schlussendlich wurde so gezeigt, dass die ART-Anwendung sich genauso bewährt wie die gebräuchliche und die Haltbarkeit von Amalgamfüllungen sogar übersteigen könnte.
ART ist eine Prozedur, die auf dem Freilegen und dem Entfernen von Karies basiert und zu deren Durchführung keinerlei elektronische Geräte nötig sind. Die Zähne werden allein mit zahnärztlichen Handinstrumenten behandelt und mit nicht-metallischen Füllstoffen wie Glasionomerzementen restauriert. ART ist eine sehr kosteneffiziente Behandlungsmethode, ein biologischer Ansatz, der lediglich eine minimale Abtragung von Zahnsubstanz voraussetzt und diese somit schont. Die Behandlung ist bedenkenlos und verläuft ohne Schmerzen, so dass keine Betäubung nötig ist.
Bisher wird ART fast ausschließlich in Entwicklungsländern angewandt. In Industrieländern kam die Behandlung bisher zudem unter anderem bei psychisch und mental beeinträchtigten oder älteren Menschen zum Einsatz.
Die Forscher sind sich sicher, in ART eine Alternative zu herkömmlichen Behandlungsmethoden gefunden zu haben. „Systematische Reviews wie unserer zielen darauf hin, systematische Fehlerrisiken durch spezielle Methoden zu minimieren und gelten daher als höchste Evidenz zu klinischen Fragen. Das Ergebnis unseres systematischen Reviews bietet damit zurzeit die bestmögliche Beweislage zu der gestellten klinischen Frage“, sagt Mickenautsch.
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